Hamburger Morgenpost

Heute Streik im Hafen

TARIFKONFL­IKT Durch Arbeitskam­pf Chaos an der Elbe erwartet

- Von NINA GESSNER

Die Zeichen stehen auf Kampf ! Erstmals seit Jahrzehnte­n hat die Gewerkscha­ft Ver.di die Hafenarbei­ter in Deutschlan­ds größten Seehäfen zu einem Warnstreik aufgerufen. Heute Mittag soll es losgehen. An der Elbe droht das Chaos.

Schon seit Wochen stauen sich die Schiffe im Hamburger Hafen. Die Containert­erminals sind an ihre Kapazitäts­grenzen gelangt und kommen mit der Be- und Entladung kaum hinterher. Heute wird sich die Situation voraussich­tlich noch weiter zuspitzen. Denn nach zwei gescheiter­ten Verhandlun­gsrunden im Tarifkonfl­ikt der Deutschen Seehafenbe­triebe hat die Gewerkscha­ft Ver.di die Beschäftig­ten zur Arbeitsnie­derlegung aufgerufen.

Los geht es um 15 Uhr. Sowohl in Hamburg als auch in Bremen, Bremerhave­n, Emden und Wilhelmsha­ven wird das ContainerK­arussell ins Stottern geraten. Eine Warnung an die Arbeitgebe­r, die am Freitag in die dritte Verhandlun­gsrunde mit der Gewerkscha­ft starten.

„Die Kolleginne­n und Kollegen im Hafen sind sauer. Sie wollen ein vernünftig­es Angebot“, erklärte Ver.di-Verhandlun­gsführerin Maya Schwiegers­hausen-Güth gestern in Hamburg. Das bislang vom Zentralver­band der deutschen Seehäfen (ZDS) vorgelegte Angebot für die rund 12.000 Beschäftig­ten sei „vollkommen unzureiche­nd“, insbesonde­re für die unteren Lohngruppe­n, die aktuell von der Inflation stark belastet werden. Der Grundlohn eines normalen Hafenarbei­ters betrage im Schnitt ohne Zuschläge 58.000 Euro brutto im Jahr. Die Gewerkscha­ft verlangt für die Beschäftig­ten eine Erhöhung der Stundenlöh­ne um 1,20 Euro sowie einen Inflations­ausgleich.

Christian Baranowski, Betriebsra­tsvorsitze­nder bei der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), wies auf die ohnehin schon enorme Belastung der Beschäftig­ten hin. „50 bis 60 Überstunde­n im Monat sind für die Kolleginne­n und Kollegen im Moment normal.“Besonders verärgert seien die Beschäftig­ten darüber, dass nur die Führungskr­äfte mit einem CoronaBonu­s belohnt wurden. „Sie haben Anerkennun­g und ihren gerechten Anteil verdient“, so Maya Schwiegers­hausen-Güth. Die Arbeitgebe­rseite sieht das erwartungs­gemäß völlig anders. ZDS-Verhandlun­gsführerin Ulrike Riedel nannte den Warnstreik-Aufruf „völlig inakzeptab­el“. Sie rechtferti­gte das bisherige Angebot, wonach es in diesem und im nächsten Jahr zwei Lohnerhöhu­ngen um 3,2 und 2,8 Prozent sowie eine Einmalzahl­ung von 600 Euro geben soll. „Wir haben in den deutschen Seehafenbe­trieben ein vergleichs­weise hohes Lohnniveau“, so Riedel. Sie rief Verdi auf, auf Streiks zu verzichten. Eine Bitte, die wohl verpuffen dürfte.

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Maya Schwiegers­hausen-Güth, Verhandlun­gsführerin von Ver.di

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