Heute Streik im Hafen
TARIFKONFLIKT Durch Arbeitskampf Chaos an der Elbe erwartet
Die Zeichen stehen auf Kampf ! Erstmals seit Jahrzehnten hat die Gewerkschaft Ver.di die Hafenarbeiter in Deutschlands größten Seehäfen zu einem Warnstreik aufgerufen. Heute Mittag soll es losgehen. An der Elbe droht das Chaos.
Schon seit Wochen stauen sich die Schiffe im Hamburger Hafen. Die Containerterminals sind an ihre Kapazitätsgrenzen gelangt und kommen mit der Be- und Entladung kaum hinterher. Heute wird sich die Situation voraussichtlich noch weiter zuspitzen. Denn nach zwei gescheiterten Verhandlungsrunden im Tarifkonflikt der Deutschen Seehafenbetriebe hat die Gewerkschaft Ver.di die Beschäftigten zur Arbeitsniederlegung aufgerufen.
Los geht es um 15 Uhr. Sowohl in Hamburg als auch in Bremen, Bremerhaven, Emden und Wilhelmshaven wird das ContainerKarussell ins Stottern geraten. Eine Warnung an die Arbeitgeber, die am Freitag in die dritte Verhandlungsrunde mit der Gewerkschaft starten.
„Die Kolleginnen und Kollegen im Hafen sind sauer. Sie wollen ein vernünftiges Angebot“, erklärte Ver.di-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth gestern in Hamburg. Das bislang vom Zentralverband der deutschen Seehäfen (ZDS) vorgelegte Angebot für die rund 12.000 Beschäftigten sei „vollkommen unzureichend“, insbesondere für die unteren Lohngruppen, die aktuell von der Inflation stark belastet werden. Der Grundlohn eines normalen Hafenarbeiters betrage im Schnitt ohne Zuschläge 58.000 Euro brutto im Jahr. Die Gewerkschaft verlangt für die Beschäftigten eine Erhöhung der Stundenlöhne um 1,20 Euro sowie einen Inflationsausgleich.
Christian Baranowski, Betriebsratsvorsitzender bei der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), wies auf die ohnehin schon enorme Belastung der Beschäftigten hin. „50 bis 60 Überstunden im Monat sind für die Kolleginnen und Kollegen im Moment normal.“Besonders verärgert seien die Beschäftigten darüber, dass nur die Führungskräfte mit einem CoronaBonus belohnt wurden. „Sie haben Anerkennung und ihren gerechten Anteil verdient“, so Maya Schwiegershausen-Güth. Die Arbeitgeberseite sieht das erwartungsgemäß völlig anders. ZDS-Verhandlungsführerin Ulrike Riedel nannte den Warnstreik-Aufruf „völlig inakzeptabel“. Sie rechtfertigte das bisherige Angebot, wonach es in diesem und im nächsten Jahr zwei Lohnerhöhungen um 3,2 und 2,8 Prozent sowie eine Einmalzahlung von 600 Euro geben soll. „Wir haben in den deutschen Seehafenbetrieben ein vergleichsweise hohes Lohnniveau“, so Riedel. Sie rief Verdi auf, auf Streiks zu verzichten. Eine Bitte, die wohl verpuffen dürfte.