Was Putins Zar-Vergleich über ihn selbst aussagt
Kreml-Despot beruft sich plötzlich auf Peter den Großen. Bereitet er neue Angriffe vor?
MOSKAU – Wladimir Putin hat sich selbst mit Zar Peter dem Großen (1672-1725) verglichen. Mit dessen Politik – und nicht mehr mit der NATO – rechtfertigt er nun seinen Eroberungsfeldzug in der Ukraine. Und bereitet möglicherweise den Weg für neue Angriffe.
Der Kreml-Despot bezog sich bei einem Auftritt vor Jungunternehmern auf den Großen Nordischen Krieg, den Russlands erster „Imperator“gegen Schweden geführt hatte. Peter I. habe das Gebiet um die heutige Millionenstadt St. Petersburg nicht von den Schweden erobert, sondern zurückgewonnen, sagte Putin. „Offenbar ist es auch unser Los: zurückzuholen und zu stärken“, fuhr er mit Blick auf den von ihm befohlenen Krieg fort. Seit dieser Zeit habe sich fast nichts geändert, behauptete Putin weiter. Auch damals habe kein europäischer Staat das Gebiet als russisch anerkannt. „Dabei haben dort seit Jahrhunderten neben den finnougrischen Stämmen auch Slawen gelebt“, so der Möchtegern-Historiker. Auch in der Vergangenheit hatte Putin immer wieder für sich in Anspruch genommen, der Kreml müsse über alle Gebiete herrschen, in denen Russen leben. Inzwischen ist diese Ideologie so weit vorgedrungen, dass sogar ein Abgeordneter seiner Partei „Einiges Russland“ein Gesetz in die Duma eingebracht hat, das dem NATO-Mitglied Litauen die Souveränität absprechen soll. Dort lebt eine große russische Minderheit.
„Putin hat seine letzte Maske fallen lassen. Er will Russland vergrößern“, schrieb der FDP-Verteidigungspolitiker Marcus Faber. Maximilian Terhalle, Experte für Geopolitik, glaubt aber, Putin habe sich mit dem Vergleich selbst eine Falle gestellt: „Er definiert sich in eine historische Größe hinein, der er bisher auch militärisch nicht entsprechen kann“, sagte er dem Sender „Welt“.