Thailand sagt Ja zu Gras
KEHRTWENDE Nach knallharter Drogenpolitik kommt jetzt die Entkriminalisierung – für die Wirtschaft
BANGKOK – Jahrzehntelang wanderte man in Thailand für den kleinsten Drogenbesitz in den Knast, nun hat das Urlaubsland Marihuana für den medizinischen und industriellen Gebrauch freigegeben – als Vorreiter in Asien. Die Cannabispflanze ist damit von der Liste der Betäubungsmittel gestrichen und soll vor allem die angeschlagene Wirtschaft ankurbeln – jedoch gibt es Einschränkungen.
Das thailändische Ministerium für öffentliche Gesundheit des Landes verkündete am Donnerstag das „Ja“zum Gras, die Entkriminalisierung des Kiffens. Zudem kündigte das Ministerium an, es werde eine Million Marihuana-Setzlinge verteilen – das Klima in Thailand ist optimal für prächtigen Hanfanbau. Cannabisbauern seien bereits Kredite angeboten worden. Außerdem erlaubt: Cannabis als Zutat in Speisen und Getränken sowie für medizinische Anwendungen und Wellnessprodukte. Der Gehalt des berauschenden Tetrahydrocannabinols (THC) im Cannabis darf dabei aber offiziell nur den niedrigen Wert von 0,2 Prozent betragen. Hintergrund der Liberalisierung: Die Regierung verspricht sich von der Abkehr von ihrer einst repressiven Drogenpolitik eine Ankurbelung von Wirtschaft und Tourismus. Vor allem Medizin-Tourist:innen sollen für Hanf-Behandlungen angelockt
werden. Thailands Wirtschaft leidet immer noch stark unter den Corona-Folgen – und soll nun den GrasBooster erhalten. 2018 war bereits die Nutzung von Cannabis für medizinische Zwecke erlaubt worden. Als treibende Kraft hinter dem Schritt gilt Vizepremierminister Anutin Charnvirakul. Er sieht darin den Startschuss für eine neue Wachstumsbranche – die den Thailänder:innen nach seinen Wor
ten Hunderte Millionen Dollar an zusätzlichen Einnahmen bescheren soll.
Ist Bangkok also jetzt das neue Amsterdam? Nicht ganz, denn bei aller neuen Gras-Freiheit gibt es noch Einschränkungen: Die Regierung warnte, dass Rauchen in der Öffentlichkeit nach wie vor mit einer Geldstrafe von 25.000 Baht – umgerechnet rund 680 Euro – geahndet wird.
„Wir haben weiterhin gesetzliche Regelungen zur Kontrolle des Rauchens oder Gebrauchs von Cannabisprodukten in nichtproduktiver Weise“, so Charnvirakul gegenüber CNN. Noch ist jedoch unklar, wie die neuen
Regelungen überwacht werden sollen, vor allem die laxen Regeln für den Privatgebrauch. So müsse man sich lediglich registrieren und erklären, dass die Ernte für medizinische Zwecke bestimmt ist. Überprüfen wird das dann wohl niemand weiter. Mit der Legalisierung wurden auch die Haftstrafen für viele Drogenkonsument:innen hinfällig. Wie die „Bangkok Post“berichtet, kamen bereits 3017 Häftlinge frei. Drogenpolitisch ist der Erlass für das südostasiatische Urlaubsland eine riesige Kehrtwende, denn jahrzehntelang setzte Thailand auch bei weichen Drogen auf eine harte Strafverfolgung. Wer mit Marihuana erwischt wurde, dem drohten bislang mehrere Jahre Knast.