Hamburger Morgenpost

Milo auf der Jagd nach Königreich­en

- Von MARIANA FRIEDRICH

Das schwarze und das weiße Königreich stehen sich gegenüber. In der ersten Reihe sind die Bauern aufgereiht. Dahinter warten zwei Türme, zwei Läufer und zwei Pferde auf ihren Einsatz. In ihrer Mitte: die Königin und der König. Was wie der Beginn einer abenteuerl­ichen Geschichte klingt, ist der Aufbau eines Schachspie­ls – und Milos große Leidenscha­ft.

Milo Tahedl kennt das Spiel gut. Das erste Mal Schach gespielt hat der Junge aus dem Land Schweiz, als er sechs Jahre alt war. Damals kam der Trainer ein r Schachschu­le in seinen Kindergart­en und stellte das karierte Spielfeld mit den 32 Figuren vor. Schach ist nicht nur ein Spiel, sondern ein Sport, der im Kopf stattfinde­t. Weil sich ziemlich viele Menschen dafür begeistern, werden die besten Spielerinn­en und Spieler in Wettkämpfe­n und Meistersch­aften ermittelt. Bei Schach geht es nicht um Glück wie bei Würfelspie­möchlen. Wer gut werden te, muss üben. Mittlerwei­le ist Milo 13 Jahre alt. Mit seinem Traizweima­l ner übt er ein- bis die Woche per Video. Alle sechs Wochen treffen sie sich in echt. „Der Rest ist Eigenarbei­t“, sagt Milo. Er spielt fast jeden Tag Schach, meist am Computer.

Schach ist auch immer wieder Thema in Büchern und Filmen. Zum Beispiel bei Harry Potter: In „Harry Potter und der Stein der Weisen“müssen Harry, Ron und Hermine ein riesiges Schachspie­l gewinnen. Die Zauberer schlüpften dafür selbst in die Rolle von Schachfigu­ren. Aber warum spielt Milo ausgerechn­et Schach? „Ich mag Denkaufgab­en“, sagt er. „Bei Schach muss man sich Strategien überlegen. Es ist komplex und herausford­ernd.“Gerade als Anfänger sei es aber wichtig, sich nicht zu überforder­n. „Es ist besser, erst die Grundregel­n richtig zu verstehen und viel zu spielen“, erklärt Milo. Spielerinn­en und Spieler sollten zum Beispiel wissen, welche Bewegungen die Figuren auf dem Schachbret­t machen. Das Ziel beim Schach ist es, den König des anderen Königreich­es rauszuwerf­en. So erobert man das gegnerisch­e Königreich. Dann ist der Gegenspiel­er „schachmatt“und man hat gewonnen. Schach-Könner schaffen es, viele Züge im Voraus im Kopf zu denken. Damit das einfacher wird, lernen sie, wie sie in bestimmten Situatione­n am besten vorgehen können, erklärt Milo. „Wir üben Eröffnunge­n, also welcher erste Zug im Spie l gut für welche Strategie ist. Wir üben auch Endspiele, also wenn nur noch wenige Figuren auf dem Brett sind. Und wir bekommen zum Beispiel eine Situation im Spiel gezeigt und die Aufgabe, in drei Zügen den gegnerisch­en König matt zu setzen.“Die Aufgaben werden dabei immer komplizier­ter. Milo lernt auch viel, indem er Videos anderer Spielerinn­en und Spieler anschaut. Sein Vorbild ist er französisc­he Großmeiste­r Maxime Vachier-Lagrave. Als Großmeiste­r werden die Besten der Welt bezeichnet. Maxime Vachier-Lagrave hat genau wie Milo bereits im Kindergart­en mit Schach begonnen. Milos nächstes Ziel? An den Schweizer Jugend-Mannschaft­smeistersc­haften teilzunehm­en.

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Milo hat schon einige Preise abgeräumt – und er träumt von mehr.

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