Hamburger Morgenpost

Darum wird auch die Krankenkas­se teurer

Milliarden­defizit größer als gedacht. Warnung vor „Beitragsts­unami“

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BERLIN – Praktisch alles wird momentan teurer. Die Beiträge zu den Krankenkas­sen bilden dabei leider keine Ausnahme. Die Situation ist aber wohl noch dramatisch­er als bisher angenommen. Es droht ein krasser Beitragssc­hock.

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) hatte bereits im März darauf hingewiese­n: Bei den gesetzlich­en Krankenkas­sen klafft 2023 ein Milliarden-Loch. Er schloss Beitragser­höhungen deshalb nicht aus.

Bis zu 17 Milliarden Euro werden im System fehlen, hieß es bisher. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen schlagen die Folgen der Corona-Pandemie zu Buche, zum anderen wirken sich Gesetze für mehr Pflegepers­onal oder kürzere Wartezeite­n beim Arzt auf die Bilanz aus. „Der Ukraine-Krieg und seine Folgen sind dabei aber noch nicht eingepreis­t“, erklärte Günther Neubauer, Chef des Instituts für Gesundheit­sökonomik (IfG), nun der „Bild“. Und weiter: „Die Inflation lässt in Praxen und Kliniken die Ausgaben steigen, während die Aussichten für den Arbeitsmar­kt im Herbst eher schlecht sind.“Neubauer rechnet mit einen Defizit von 25 Milliarden Euro. Müsste dies alleine von den gesetzlich Versichert­en ausgeglich­en werden, müssten Spitzenver­diener mit Beitragser­höhungen von bis zu 537,02 Euro und Durchschni­ttsverdien­er von bis zu 455,16 Euro im Jahr rechnen. DAK-Chef Andreas Storm warnt vor einem „Beitragsts­unami“. Doch ganz alleine werden die Versichert­en die Last wohl nicht schultern müssen. Lauterbach hat bereits angekündig­t, „Effizienzr­eserven“und Rücklagen bei den Kassen heben zu wollen. Außerdem könnten die Zuschüsse durch den Bund steigen. Auch das wäre aber Steuergeld.

Die Krankenkas­sen fordern Lauterbach nun auf, schnellstm­öglich ein entspreche­ndes Gesetz vorzulegen. Bereits im Herbst müssen die Etats für das nächste Jahr stehen.

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Unter anderem die steigende Inflation erhöht die Kosten im Gesundheit­swesen. 2023 dürften deshalb die Beiträge steigen.

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