Hamburger Morgenpost

St. Paulis Trans-Rapid

BURGSTALLE­R Warum der Kiezklub den Torjäger nach Österreich wechseln lässt, aber nicht nach Nürnberg. Keine „faire Lösung“

- VOM FC ST. PAULI BERICHTEN NILS WEBER und MAX WEINHOLD redaktion-sport@mopo.de

Es ist nur noch eine Frage der Zeit, voraussich­tlich von Tagen, vielleicht nur Stunden, bis Guido Burgstalle­r seine Koffer packt und Hamburg den Rücken kehrt. Fest steht bereits, wohin der Österreich­er ein Jahr vor Vertragsen­de nicht wechselt: nach Nürnberg. Der Kiezklub hat einen Transfer des Torjägers zum Liga-Rivalen abgelehnt. Beim Club ist man verstimmt, doch St. Pauli hat gute Gründe. Der Weg nach Wien ist dagegen frei.

Ob der Stürmer mit von der Partie ist, wenn die Kiezkicker nach dem freien Mittwoch am Donnerstag wieder das Training aufnehmen, ist ungewiss. Am heutigen Mittwoch ist nämlich Trainingss­tart bei Rapid Wien – und alles deutet jetzt darauf hin, dass Burgstalle­r zeitnah bei seinem anderen Ex-Klub anheuert. Es kann ganz schnell gehen mit dem Transfer des Routiniers nach Wien, einem „Trans-Rapid“in die Heimat.

St. Paulis Wechsel-Verbot für Nürnberg hat für einigen Wirbel gesorgt, was auch daran liegt, dass der Kiezklub angeblich auf eine deutlich höhere Ablöse verzichtet, damit Burgstalle­r (Vertrag bis 2023) nicht zum Club geht. „Es war von vornherein klar, dass es für eine Vertragsau­flösung eine für alle Seiten faire und gute Lösung geben muss – und das schließt den FC St. Pauli mit ein. Dies war im Falle von Nürnberg nicht gegeben“, erklärt Sportchef Andreas Bornemann gegenüber der MOPO. Am Montagaben­d hatte St. Pauli den Nürnberger­n mitgeteilt, dass ein Transfer nicht zustande kommt. Vorausgega­ngen war eine Abstimmung innerhalb des Präsidiums angesichts der wichtigen und brisanten Personalie. „Generell haben wir als Verein den Entschluss gefasst, dass es keinen Wechsel innerhalb der Zweiten Liga geben wird“, so Bornemann. Eine nachvollzi­ehbare Grundsatz-Entscheidu­ng. Knackpunkt war auch die Ablöse. St. Pauli hatte Nürnberg frühzeitig signalisie­rt, dass man erst ab einer siebenstel­ligen Summe ernsthaft darüber nachdenken werde, einen 18-Tore-Stürmer vorzeitig zu einem direkten Konkurrent­en ziehen zu lassen.

Das darauf folgende erste Angebot der Franken lag nach MOPO-Informatio­nen bei 200.000 Euro. Für St. Pauli muss das in der Chronologi­e ein Affront gewesen sein. Die letzte Club-Offerte soll bei rund 600.000 Euro gelegen haben, die sich mit Zuschlägen auf 800.000 erhöhen hätten können.

Aus Sicht der Nürnberger ein gutes Angebot für einen 33-Jährigen, der vielleicht noch eine richtig gute Saison im Tank hat. Mit dem Spieler wäre sich Nürnberg einig geworden, sagte Sportchef Dieter Hecking der MOPO. Rapid

Wien wiederum soll aktuell eine halbe Million Euro für Burgstalle­r bieten, die sich mit Nachschläg­en auf einen hohen sechsstell­igen Betrag steigern. Das klingt nach einem ähnlichen finanziell­en Gesamtpake­t.

Vor diesem Hintergrun­d ist die Entscheidu­ng des Kiezklubs, Burgstalle­r lieber nach Wien als nach Nürnberg ziehen zu lassen, wo er nächste Saison zweimal Gegner gewesen wäre und womöglich auch noch Tore gegen St. Pauli erzielt hätte, noch plausibler. Und es entspricht viel mehr Burgstalle­rs ausdrückli­chem Wunsch, künftig näher an seiner Heimat und Familie zu sein.

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Auf dem Sprung: Guido Burgstalle­r, St. Paulis TopTorjäge­r der abgelaufen­en Spielzeit

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