Gewaltexzess — warum der Prozess so schwierig wird
Drei Männer sollen einen 30-Jährigen fast getötet haben
Es klingt nach einem Gewaltexzess: Mit einem Messer, einer Eisenstange und einem Kettengliederschloss sollen drei Männer einen 30-Jährigen vor der Drogenberatungsstelle „Drob Inn“am Besenbinderhof attackiert haben. Gestern begann vor dem Landgericht Hamburg der Prozess gegen das Trio. Eine Schwierigkeit dabei: die Zeugen aufzutreiben.
Ruhig sitzen die drei Männer nebeneinander auf der Anklagebank. So, als würde sie der Prozess kaum tangieren. Der jüngste von ihnen, ein 24-Jähriger, grinst einem Mann im Zuschauerraum zu, gibt ihm ein Zeichen. Von Nervosität keine Spur – dabei handelt es sich nicht um ein Kavaliersdelikt: Den Angeklagten wird versuchter Totschlag in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vorgeworfen.
Laut Anklageschrift sollen die drei Männer am 14. Dezember vergangenen Jahres den 30-Jährigen vor der Drogenberatungsstelle am Besenbinderhof in St. Georg brutal angegriffen haben. Neunmal soll der 27-jährige Angeklagte dabei mit einem Messer auf den Oberkörper des Geschädigten eingestochen haben – während seine zwei Kumpanen mit einer Eisenstange und einem Kettengliederschloss verhinderten, dass jemand dem Opfer zu Hilfe kommen konnte. Doch der 44-Jährige und der 24-Jährige beließen es wohl nicht dabei, die Tat abzuschirmen. Letztendlich sollen sie sich ebenfalls dem Geschädigten zugewendet und mit ihren Waffen auf ihn eingeprügelt haben.
Ein Zeuge versuchte dem Mann am Boden zu helfen – doch er wurde selbst Opfer des Trios: Der 27-Jährige soll auch ihm das Messer in die Seite gerammt haben. Beide Männer wurden durch das Trio lebensgefährlich verletzt und mussten notoperiert werden.
Der erste Prozesstag ist kurz. Es wird nur die Anklage verlesen – und auf ein Problem verwiesen: die zahlreichen Zeugen der Tat aufzutreiben. Keiner von ihnen hat einen festen Wohnsitz, eine Anschrift oder verfügt über einen Briefkasten. Immerhin: Bei drei Zeugen weiß man zumindest, wo sie sich befinden – in U-Haft. Doch, so die Richterin, einer von ihnen wurde gestern wohl entlassen und ist nun ebenfalls