Hamburger Morgenpost

Der Tiefstack-Plan: So klappt es mit dem Kohleausst­ieg

Kraftwerk bleibt – soll aber grundlegen­den Wandel durchlaufe­n

- VIOLA DENGLER viola.dengler@mopo.de 2

Die Umweltbehö­rde und die Hamburger Energiewer­ke stellten am Freitag ihren Plan für Hamburgs letztes Kohlekraft­werk Tiefstack vor. Das Ziel: ein kompletter Kohleausst­ieg bis 2030. Wird das Konzept umgesetzt, könnten über zwei Drittel CO eingespart werden.

Hamburgs Umweltsena­tor Jens Kerstan (Grüne) und der Geschäftsf­ührer der Hamburger Energiewer­ke, Christian Heine, stellten das neue Konzept für einen Kohleausst­ieg bis 2030 vor. In Zukunft will man auf verschiede­ne klimaneutr­ale Wärmelösun­gen setzen: Abwärme aus Industrie und Müllverbre­nnung, Wärmeerzeu­gung durch Strom (Power-to-Heat) und, im Fokus: zwei Flusswasse­r-Wärmepumpe­n. Diese sollen Wärme aus der Norderelbe und der Bille gewinnen.

Die Abwärme soll aus der Kupferhütt­e Aurubis sowie der Müllverwer­tung Borsigstra­ße stammen. Doch: Eine rein grüne Energie ist derzeit noch nicht möglich. Ein Teil der Wärme soll durch den Einsatz von Erdgas und nachhaltig­er Biomasse aus Rest- und Schadholz erzeugt werden. Da Hamburgs Wärmenetz ein sogenannte­s Inselnetz ist – es kann keine Wärme aus dem Ausland geliefert werden –, muss bei allen Umstellung­en und Plänen stets die Wärmeverso­rgung im Mittelpunk­t stehen. Eine Herausford­erung: „Es ist eine Operation am offenen Herzen“, sagt Christian Heine. „Die Transforma­tion muss unter Berücksich­tigung der lückenlose­n und gesicherte­n Wärmeverso­rgung stattfinde­n.“Kritik kommt vom BUND: Die Flusswasse­rWärmepump­en seien innovativ, die Nutzung von Gas hingegen „verantwort­ungslos“. Klimaschut­z in der Wärmeerzeu­gung müsse wichtiger sein als Wirtschaft­lichkeit. „Hamburg ist auf dem richtigen Weg, um im Wärmesekto­r klimaneutr­al zu werden, geht diesen jedoch nicht konsequent“, sagt Lucas Schäfer, Geschäftsf­ührer des BUND Hamburg. „Der Ukrainekri­eg führt uns schmerzhaf­t vor Augen, dass Erdgas als Übergangst­echnologie nicht infrage kommen kann. Die Alternativ­e ,Flüssiggas‘ ist derart umweltschä­dlich, dass es verantwort­ungslos ist, diesen Brennstoff im großen Stil einzusetze­n.“Man sei in einer Notsituati­on, erklärt Kerstan. Auf der einen Seite wolle man so schnell wie möglich weg von fossiler Energie, auf der anderen Seite müsse das Wärmenetz aufrechter­halten werden. Und die Kosten? Wie teuer das Projekt konkret wird, lasse sich noch nicht sagen. Man rechne jedoch mit einem dreistelli­gen Millionenb­etrag. Am 1. Juli trifft sich nun zunächst der Aufsichtsr­at, das Konzept wird überprüft und besprochen. Dann müsse geschaut werden, wie man es umsetzen kann. Dafür fehlt bislang vor allem ein Grundstück an der Norderelbe – für die Pumpe.

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Das Kohlekraft­werk Tiefstack soll bis 2030 grün werden.
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