Hamburger Morgenpost

Darum brauchen die Schulköche mehr Geld

Caterer fordern mehr finanziell­e Unterstütz­ung der Stadt

- Von NINA GESSNER

Sie kamen mit Kochmützen, Töpfen, Löffeln und machten viel Krach: Rund 500 Küchenhelf­er und Köche des Hamburger Schulessen­s haben am Freitag auf dem Rathausmar­kt demonstrie­rt. Sie fordern eine Übernahme der durch Inflation und Ukraine-Krieg gestiegene­n Kosten für die Mahlzeiten an Hamburgs Schulen durch den Senat. Das Motto: „Unser Topf ist ausgeschöp­ft!“

Erst im Februar waren die Kosten für das Mittagesse­n an Hamburgs weiterführ­enden Schulen um satte 50 Cent auf vier Euro gestiegen. Nach den Sommerferi­en wird das Essen nun noch teurer: Dann müssen die Eltern

täglich 4,15 Euro dafür zahlen, dass ihre Kinder satt werden. Viel Geld – gerade für arme Familien.

Das Problem: Selbst die 4,15 Euro reichen nicht, damit die Catering-Unternehme­n, die das Essen herstellen, kostendeck­end arbeiten können. Schuld sind die hohe Inflation und der Ukraine-Krieg, die die Lebensmitt­elpreise in die Höhe getrieben haben. „Hamburg ist bekannt für das gute Schulessen. Wir wollen diese Qualität halten. Das können wir aber bei den aktuellen Preisen nicht mehr“, betont Volker Jahr vom Bio-Caterer „Kinderwelt Hamburg“. Auf keinen Fall wolle man auf BilligFlei­sch oder Massenware zurückgrei­fen. Hamburgs Kinder

sollten weiter ein gesundes und abwechslun­gsreiches Mittagesse­n erhalten, das für ihre Eltern bezahlbar ist. Im Mai hatten die Caterer in der Hansestadt, die sich zur „Initiative Hamburger Schulcater­er“zusammenge­schlossen haben, deshalb einen Brief an Schulsenat­or Ties Rabe (SPD) geschriebe­n und gefordert, die entstanden­en Mehrkosten in Höhe von 50 Cent pro Mahlzeit zu übernehmen. Doch die Behörde lehnte ab. „Wir fühlen uns von der Schulbehör­de nicht ernst genommen“, erklärte Amedeus Hajek vom Unternehme­n „Alsterfood“. „Wir befinden uns in einer Ausnahmesi­tuation!“Die Behörde mauere auf Kosten der Kinder.

Okan Saiti von „Mammas Canteen“wies darauf hin, dass schon die letzte Preissteig­erung des Schulessen­s dazu geführt habe, dass viele Eltern ihre Kinder vom Essen abgemeldet haben. Mögliche Folge ist eine schlechter­e Ernährung durch Fastfood oder andere Ersatzprod­ukte. „Das darf nicht passieren“, so Saiti. Schließlic­h führe das langfristi­g auch zu hohen Folgekoste­n für das Gesundheit­ssystem. Die Caterer fordern nicht nur einen Inflations­ausgleich. Sie schlagen außerdem eine Ausweitung der Sozialstaf­fel, wie sie in den Grundschul­en gilt, auch auf die weiterführ­enden Schulen vor. Zudem müsse die Sozialstaf­fel so korrigiert werden, dass der Vorteil auch wirklich den Eltern zugutekomm­e, die es nötig haben. Bisher sind es nämlich zu 50 Prozent auch Gutver

diener, die von dem zur Sozialstaf­fel gehörenden Geschwiste­rbonus profitiere­n.

Die Schulbehör­de lehnt die Forderunge­n der Caterer geradehera­us ab. Die Stadt würde bereits jetzt mehr als die Hälfte der Kosten der schulische­n Mittagesse­n in Hamburg übernehmen. Während der Corona-Pandemie habe die Schulbehör­de zwei Mal ein Hilfspaket von je über einer Million Euro zur Verfügung gestellt. In der gleichen Zeit hätten die Caterer auch von der abgesenkte­n Mehrwertst­euer und der Möglichkei­t zur Kurzarbeit profitiert.

„Vor diesem Hintergrun­d können wir die jetzigen Forderunge­n nicht nachvollzi­ehen. Verträge sind einzuhalte­n“, so Sprecher Peter Albrecht mit Verweis auf die Rahmenvere­inbarungen zwischen Behörde und Caterern, nach denen das Mittagesse­n die Höchstgren­ze von 4,15 Euro ab Sommer nicht übersteige­n darf. Albrecht wies zudem darauf hin, dass Mittagesse­n für Kinder aus einkommens­schwachen Familien längst kostenlos sei. „Davon profitiert rund ein Drittel der Kinder und Jugendlich­en an allen Schulforme­n.“Thomas Koester von der Elternkamm­er sieht das anders: „Wir haben bei der erfolgreic­hen Petition der Schüler:innenkamme­r gegen die Preis

erhöhung im Frühjahr gesehen, wie viele verzweifel­te Eltern sich in den Kommentare­n geäußert haben. Für das warme Mittagesse­n muss die reiche Stadt Hamburg Mittel bereitstel­len! Wir unterstütz­en die Caterer, denn die Kinder brauchen ein gesundes, leckeres und ausreichen­des Schulessen.“

Die Opposition kritisiert­e den Senat für seine BlockadeHa­ltung: „Die Schulbehör­de muss auch die erneuten Preissteig­erungen im Lebensmitt­elund Energiesek­tor im Blick haben“, erklärte Birgit Stöver, bildungspo­litische Sprecherin der CDU-Fraktion. „Sie muss jetzt proaktiv den Dialog mit den Caterern suchen, um den Inflations­entwicklun­gen entgegenzu­wirken. Eine erneute Belastung der Familien über den Eigenantei­l beim schulische­n Mittagesse­n ist auszuschli­eßen.“

Sabine Boeddingha­us, schulpolit­ische Sprecherin der Linksfrakt­ion, erklärte: „Ich erwarte von der zuständige­n Behörde, dass sie umgehend Verhandlun­gen mit den Caterern aufnimmt! Deren Arbeit muss angemessen entlohnt werden, die Qualität des schulische­n Essens muss gehalten werden und die Preise für die Familien müssen auch in der weiterführ­enden Schule sozial gerecht ausfallen.“

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Dem Rathausmar­kt Lärm. Rund 500 Küchenhelf­er und Köche machten am Freitag auf
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Die Forderunge­n wurden von den Demonstran­ten klar formuliert: Wir brauchen mehr Geld!

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