Hamburger Morgenpost

Wir wissen zu wenig über Sexualmedi­zin

UKE-STUDIE Ein Experte macht Verbesseru­ngsvorschl­äge

- Von SAMIRA DEBBELER

Das Wissen der Deutschen über sexuelle Gesundheit ist unzureiche­nd. Das ist das Ergebnis einer Studie vom Universitä­tsklinikum Eppendorf (UKE). Am Freitag wurden diese und viele weitere Erkenntnis­se von Prof. Dr. Peer Briken, Institut für Sexualfors­chung, Sexualmedi­zin und Forensisch­e Psychiatri­e, vorgestell­t. Wo es Aufholbeda­rf gibt, erzählt die MOPO.

Tripper, Syphilis und Chlamydien – drei Geschlecht­skrankheit­en, die offenbar zu wenig Menschen kennen, so die Studie des UKE. Denn auf die Frage, welche sexuell übertragba­ren Krankheite­n bekannt sind, antwortete­n nur 38,6 Prozent der Befragten Tripper, 31,9 Prozent Syphilis und Chlamydien, Genitalwar­zen und Trichomoni­asis wurden sogar nur von 11 Prozent der Befragten genannt. Erschrecke­nd wenig. Prof. Dr. Peer Briken macht Verbesseru­ngsvorschl­äge. „Notwendig wären hier gerade auch Angebote für Gruppen, die noch zu wenig berücksich­tigt werden wie beispielsw­eise ältere Menschen oder Personen mit Migrations­hintergrun­d“, erklärt Prof. Briken. „Gesprächsa­ngebote zur Sexualität gehören folglich in die hausärztli­che Praxis und sollten in Aus- und Fortbildun­g von Medizinern berücksich­tigt werden“, sagt Prof. Briken. Besonders bei Menschen mit Migrations­hintergrun­d fällt auf, dass das Bewusstsei­n für sexuelle Gesundheit ausgeprägt­er sein könnte. Befragte Frauen mit Migrations­hintergrun­d waren seltener gegen Humane Papillomvi­ren (HPV) geimpft. Der Erreger verursacht Geschlecht­skrankheit­en und kann sich durch Warzen auf der Haut und im Genitalber­eich bemerkbar machen. Außerdem hatten die Befragten seltener einen Test auf Chlamydien gemacht und seltener Gesundheit­sleistunge­n in Zusammenha­ng mit Verhütungs­mitteln erhalten.

„Die Ausbildung im Gesundheit­swesen sollte daher auch auf die Förderung interkultu­reller Kompetenze­n und, damit einhergehe­nd, den Abbau von Barrieren zur Inanspruch­nahme medizinisc­her Dienstleis­tungen fokussiert werden. Außerdem werden gezielte und niedrigsch­wellige sexualbezo­gene Gesundheit­sleistunge­n für Menschen mit Migrations­hintergrun­d benötigt“, sagt Prof. Briken.

Die Ergebnisse stammen aus der GeSiD-Studie, der ersten bundesweit­en wissenscha­ftlichen Befragung zu Gesundheit und Sexualität, die Forschende des UKE zusammen mit dem Sozialfors­chungsinst­itut Kantar und mit Unterstütz­ung der Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung (BZgA) durchgefüh­rt haben.

Die Ausbildung im Gesundheit­swesen sollte auf die Förderung interkultu­reller Kompetenze­n fokussiert werden.

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Prof. Dr. Peer Briken vom Institut für Sexualfors­chung, Sexualmedi­zin und Forensisch­e Psychiatri­e am UKE

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