Hamburger Morgenpost

Wo kracht’s diesmal in Crazy Kanada?

FORMEL 1 Montréal ist bekannt für spektakulä­re Zwischenfä­lle. Nach zwei Jahren geht’s wieder rund

- Von OLIVER REUTER

Oh, wie schön ist Kanada! Das galt für Formel-1-Fans bei den Rennen auf der atemberaub­enden Strecke in Montréal einerseits wegen spektakulä­rer Rennen, aber auch wegen jeder Menge skurriler Szenen. Nach zwei Jahren CoronaPaus­e geht es am Sonntag Beim Start 1998 krachte Benetton-Youngster Alexander Wurz beim Anbremsen der Virage Senna in den Sauber von Jean Alesi, hob ab, überschlug sich dreimal ins Kiesbett und riss auch Jarno Trulli, Olivier Panis und Johnny Herbert mit. Beim Neustart fuhr Panis dann auf Alesi auf und kam auf dem Sauber zum Stillstand.

An der legendären Mauer ausgangs Kurve 13 mit

der Aufschrift „Bienvenu au Québec“crashten 1999 nacheinand­er die drei Weltmeiste­r Damon Hill, Michael Schumacher und Jacques Villeneuve. Nach Rubens Barrichell­o 2001, Jenson Button 2005 und Juan Pablo Montoya 2006 zerlegte 2011 auch Weltmeiste­r Sebastian Vettel hier seinen Red Bull. 2007 kam BMW-SauberStar Robert Kubica beim Versuch, Trullis Toyota zu überholen, mitTempo 300 von der Strecke ab, hob über eine Bodenwelle ab und schlug in die Mauer ein. Der Pole kam wie durch ein Wunder mit einem verstaucht­en Knöchel und ein paar blauen Flecken davon.

Genau ein Jahr später feierte Kubica in Montréal seinen einzigen Sieg.

2008 übersah McLarenMer­cedes-Jungstar Lewis Hamilton die rote Ampel am Ende der Boxengasse, an der Kimi Räikkönen und Kubica hielten, knallte dem Ferrari ins Heck und beförderte den Finnen aus dem Rennen.

„Selbst im schönen Kanada ist nicht immer Manna da“, wie schon Paulchen Panther wusste. Im Gegensatz zur grellen Zeichentri­ck-Figur waren die Aussichten für manchen Fahrer in Montréal ganz und gar nicht rosarot. Manchmal ging die ganze Sache sogar tierisch schief.

Zwei Möwen standen 2016 Vettels Ferrari-Sieg im Wege, Hamilton staubte ab. Dennoch lachte er: „Da saßen zwei Möwen auf der Strecke. Ich glaube es war ein Pärchen, das sich umbringen wollte. Lewis war das egal, er blieb auf der Ideallinie. Ich bin ausgewiche­n, habe dadurch eine halbe Sekunde verloren. Das war nicht fair. Ich bremse für Tiere, Lewis nicht.“

Mick Schumacher war beim Mercedes-Comeback von Papa Michael 2010 mit in Montréal und hat von den wilden Streckenbe­wohnern gehört: „Ich kann mich gut daran erinnern, wie viel Spaß das gemacht hat. Hier passieren immer verrückte Dinge. Ich meine, wo sonst auf der Welt rennen Murmeltier­e herum?“Bisher gab es zum Glück noch keine Unfälle – im Gegensatz zu den Crashs mit den wilden Istanbul-Hunden. Beim bis dato letzten GP 2019 verteidigt­e Vettel seine Führung gegen Hamilton, indem er über die Wiese rumpelte und als Erster ins Ziel kam. Doch durch eine FünfSekund­en-Strafe wurde Hamilton zum Sieger. Vettel fühlte sich betrogen, klaute dem Briten das Nummer1-Schild und wütete gegen die Rennleitun­g: „Das ist nicht der Sport, in den ich mich verliebt habe.“

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1998 krachte Alexander Wurz (r.) in den Sauber von Jean Alesi und flog ins Kiesbett.

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