Dilettantische Energiepolitik
Putin dreht das Gas ab – und Deutschlands dilettantische Energiepolitik rächt sich. Erst haben wir den Atomausstieg vor dem Kohleausstieg gemacht. Klimatechnisch war das Blödsinn, hat es doch dazu geführt, dass Kohlemeiler neu gebaut wurden, u. a. der in Moorburg. Dann wurde der Kohleausstieg beschlossen – in dessen Folge gerade neue Gaskraftwerke gebaut oder geplant werden. Parallel wurde die Solarindustrie in den Ruin getrieben, der Windkraftausbau abgewürgt, aber die Abhängigkeit von Russland erhöht. Jetzt stellen wir fest: Gas ist zwar perfekt zum Ausgleich der schwankenden Erneuerbaren, macht aber erpressbar. Dennoch wurden Silvester, während Putins Armee bereits aufmarschierte, drei Atommeiler ausgeschaltet. Und im Winter, wenn eine verlässliche Versorgung am wichtigsten sein wird, sind die letzten drei dran. Dabei hat Deutschland im Mai so viel Strom aus dem knappen Gas produziert wie noch nie, während niemand weiß, ob wir im Winter genug zum Heizen haben. Doch anstatt eine kurze Verschiebung des Atomausstiegs zu verkünden, will Habeck ausgerechnet mehr Kohle verfeuern. Energiepolitik, die mehr auf Ideologie denn Realismus basiert, führt am Ende zum Gegenteil dessen, was man wollte.