Industrie klagt: Viele Aufträge, aber Fachkräfte fehlen
Betriebe melden Probleme bei Stellenbesetzung
Bei Airbus gab es in den vergangenen Monaten ständigen Wandel – zuerst strich der Konzern Stellen bei einer Umstrukturierung mitten in der Pandemie, inzwischen gibt es so viele Aufträge wie lange nicht mehr. Doch in den Werken fehlen jetzt die Fachkräfte. Insgesamt 1000 Stellen seien in den Hallen in Finkenwerder zu vergeben, wie das Unternehmen bereits im Februar mitteilte. Gerade jetzt, da Airbus so viele Flugzeuge bauen will wie lange nicht mehr, ist das Personal wichtig. Doch die Bewerbungen bleiben aus: „Personal zu bekommen ist schwierig.
Wir kompensieren heute sehr viel mit Mehrarbeit“, wie Konzernbetriebsrats
chef Holger Junge erklärte. Obwohl Airbus ein attraktiver Arbeitgeber sei, zeigten sich die Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Airbus ist mit dem Problem nicht allein. Eine repräsentative Umfrage unter Betriebsräten der IG Metall Küste zeigt: „Mehr als 60 Prozent der Betriebe melden Probleme bei der Stellenbesetzung“, wie Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste, erklärt. Die norddeutsche Luftund Raumfahrtindustrie erwarte für 2023 mehr als 98
Prozent durchschnittliche Auslastung. „Die Branche erreicht damit ein Rekordniveau. Um die Arbeit zu schaffen, fehlen jedoch die Fachkräfte“, so Friedrich. Man habe während Corona falsch gehandelt: „Statt in der Krise noch stärker auf arbeitsmarktpolitische Instrumente wie Kurzarbeit mit Qualifizierung oder Zeitkonten zu setzen, wurde viel zu viel und viel zu schnell Personal abgebaut. Das rächt sich nun.“Unverständlich seien für Friedrich auch Probleme bei der Übernahme von Auszubildenden bei einem Drittel der Betriebe wie auch die vielen Befristungen bei Neueinstellungen. Positiv bewertet die Gewerkschaft hingegen, dass in 85 Prozent der Betriebe zusammen mit den Betriebsräten an Zukunftstechnologien wie künstlicher Intelligenz oder auch Wasserstoff gearbeitet werde. Dennoch ist für Daniel Friedrich klar: „Um attraktiv für Beschäftigte zu sein, muss die Branche noch einiges tun.“