Hamburger Morgenpost

Krise? Welche Krise? Das ist Hamburgs Ober-Optimist

LEBENSMUT Lutz Peter Eklöh sieht in schwierige­n Zeiten vor allem Chancen

- Von STEPHANIE LETTGEN

Corona-Pandemie, Krieg in der Ukraine, Inflation – düstere Nachrichte­n bestimmen seit Monaten unseren Alltag. Viele Menschen blicken mit Sorge in die Zukunft. Lutz Peter Eklöh (60) nicht! Er ist Vorsitzend­er des Hamburger „Clubs der Optimisten“– und zieht aus jeder Krise etwas Positives.

„Mit Optimismus ist das Leben leichter“, sagt Lutz Peter Eklöh in einem Gespräch an einem sonnigen Tag an der Alster. An seinem Jackett ist einkleiner­schwarzerS­miley zu sehen – das Symbol des Clubs der Optimisten. Er vergibt regelmäßig die Auszeichnu­ng „Optimist des Jahres“.

Der 60-Jährige betont: „Optimismus hat nichts mit Dauergrins­enzutun.“Der Blick auf die Welt lasse sich auch verändern: „Es gibt gelerntePe­ssimisten,diesich dann zu Optimisten entwickeln.“

Rund 200 Mitglieder, viele davon Unternehme­r, hat der Club, der 2005 in der Hansestadt gegründet wurde. Nach eigenen Angaben treffensic­hdiestetsp­ositiv eingestell­ten Mitglieder regelmäßig, um sich über aktuelle, auch schwierige Themen auszutausc­hen und gemeinsam den Blick in eine hoffnungsv­olle Zukunft zu werfen. Optimistis­ch sein undesauchi­nKrisenzei­ten bleiben, so lautet die Devise. Optimismus bedeute für Eklöh, aus Gelegenhei­ten, die sich einem Menschen bieten, das Beste herauszuzi­ehen. „Es gibt eigentlich keine Situation, aus der man nicht irgendwas ziehen kann.“Das habe nichts mit Schönreden zu tun. „Krisen sorgen dafür, neue Lösungsans­ätze zu finden“, ist er überzeugt. In relativ kurzer Zeit könne man Einsichten erlangen, für die man sonst viel mehr Zeit gebraucht hätte.

Beispiel Corona-Pandemie: „Natürlich ist es immer schmerzhaf­t, Menschenle­ben zu verlieren“, sagt Eklöh. „Auch Einbußen des Privatlebe­ns haben wir hinnehmen müssen.“Aber neben all dem hätten sich auch positive Energien entwickelt. Beispiele: „Die Arbeitswel­t hat sich verändert – auch zum Positiven.“Beim Thema Globalisie­rung habe man in dieserZeit­gesehen,wieempfind­lich das System sei. „Aber auch daraus kann Neues entstehen“, betont Lutz Peter Eklöh.

Der Hamburger Zukunftsfo­rscher Horst Opaschowsk­i (81) hat festgestel­lt: „Die Krise hat die Deutschen nachhaltig verändert – zum Besseren.“In den Wohlstands­zeiten der 1980er und 1990er Jahre sei vielfach Jammern auf hohem Niveau angesagt gewesen. „Das europäisch­e Ausland machte sich schon lustig über die ‚German Angst‘“, berichtet der Wissenscha­ftler. „Jetzt, in den Dauerkrise­nzeiten zwischen Pandemie und UkraineKri­eg, erinnern sich die Deutschen wieder an eigene Kriegs- und Nachkriegs­zeiten,anEinschrä­nkungenund Entbehrung­en.“Diese historisch­e Erfahrung und Erinnerung setze Widerstand­skräfte gegen Krisenängs­te frei, sagt Opaschowsk­i. „Es ist entgegen der weit verbreitet­enMeinungn­icht der Fall, dass in Krisenzeit­en der Pessimismu­s vorherrsch­t“, so Horst Opaschowsk­i weiter. Bei einer repräsenta­tiven Umfrage seines Instituts im März 2022 hätten 78 Prozent der Befragten angegeben, optimistis­chindieZuk­unftzu blicken. „Ohne positives Denken, ohne Zuversicht undohnedie­optimistis­che Erwartung, dass es besser wird, kann der Mensch auf Dauer nicht überleben.“Trotz der anhaltende­n Krisenzeit herrsche Zuversicht­vor–einrealist­ischer und vorsichtig­er Optimismus. „Das ist die Fähigkeit der Deutschen, selbst in schweren Stunden und Zeiten dem Leben irgendwie eine positive Seite abzugewinn­en“, sagt Opaschowsk­i. Er selbst ist überzeugt: „Nach jeder Krise geht es immer wieder weiter – als Chance für einen Neubeginn.“

Es gibt eigentlich keine Situation, aus der man nicht irgendwas ziehen kann. Lutz Peter Eklöh

 ?? ?? Lutz Peter Eklöh, Vorsitzend­er vom „Club der Optimisten“, glaubt, dass sich der Blick auf die Welt verändern lässt.
Lutz Peter Eklöh, Vorsitzend­er vom „Club der Optimisten“, glaubt, dass sich der Blick auf die Welt verändern lässt.

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