Hamburger Morgenpost

Zwei Zocker suchen hre Rolle

ST. PAULI Hartel will Verantwort­ung, Boukhalfa Position finden

- MAX WEINHOLD und NILS WEBER redaktion-sport@mopo.de

Es wirkt beinahe, als hätten sich die beiden abgesproch­en. Am Sonntag verkündet Marcel Hartel (26), er wolle in seiner zweiten Saison beim FC St. Pauli mehr Verantwort­ung übernehmen. Und tags darauf nennt Carlo Boukhalfa (23) ihn als denjenigen, der ihn in der Kabine des Trainingst­raktes an der Kollaustra­ße besonders herzlich empfangen hat. Es scheint, da hätten sich zwei gefunden.

Zwei, die sich nicht nur gefunden haben, sondern zugleich auch etwas suchen. Nämlich ihre Rolle. Hartel die in der Hierarchie der Mannschaft, Boukhalfa jene auf dem Platz. „Im Mittelfeld kann ich mehrere Positionen spielen“, sagt er und führt aus: „Auf der Zehn kann es Spaß machen, aber auch auf der Acht oder der Sechs.“Boukhalfa verbalisie­rt damit den Eindruck, den er nach etwas mehr als einer Trainingsw­oche und dem Freundscha­ftsspiel beim Hetlinger MTV (als Zehner) erweckt: Dieser Mann ist vielseitig. Und ehrlich. Sogar ganz ehrlich. Und wenn er das ist, „ganz ehrlich“– dann ist ihm das „egal“, wo Timo Schultz ihn aufbietet. „Hauptsache“, sagt er,

„im Mittelfeld und auf dem Platz.“

Ein überaus nachvollzi­ehbares Bestreben, das wohl jedem Fußballer innewohnt. Praktisch, dass Boukhalfa besagte drei Positionen in St. Paulis Raute besetzen kann. „Wenn was frei wird, dann bin ich da“, sagt er, die Vielseitig­keit könne natürlich auch ein Vorteil sein. Einer, mit dem der technisch beschlagen­e Ex-Regensburg­er völlig unabhängig von seiner Position harmoniere­n dürfte, ist Marcel Hartel. Noch so ein Typ Zocker, der gerne mal eine enge Situation mit einem Tunnler oder Ein-Kontakt-Spiel löst. „Mit dem Ball, im Kurzpasssp­iel, ist er super“, sagt Boukhalfa über seinen neuen Sitznachba­rn in der Kabine. „Ich glaube, er wird dieses Jahr eine große Rolle spielen“, ergänzt er und bringt damit zum Ausdruck, was in der Tat Hartels Wunsch für die kommende Spielzeit ist – fußballeri­sch, aber auch im Mannschaft­sgefüge. „Ich möchte sehr viel Verantwort­ung übernehmen“, sagt Hartel, „ich möchte die Mannschaft führen.“Womit er aber keinen Anspruch auf das Kapitänsam­t anmeldet, das ja nach Philipp Ziereis’ Abgang vakant ist und das Hartel in der zweiten Testspiel-Hälfte in Hetlingen bekleiden durfte. Natürlich sei es „ein schönes Zeichen“vom Trainer, dass er die Binde habe tragen dürfen. „Das hat mir sehr, sehr viel Spaß gemacht.“Aber, und das ist entscheide­nd: „Ich möchte diese Rolle, egal ob ich die Binde habe oder nicht“, betont er und ist sich „ziemlich sicher, dass das von mir dieses Jahr auch erwartet wird“. Womit er recht haben dürfte. Nach den Abgängen von Ziereis, dessen Stellvertr­eter James Lawrence, den bis zu ihrem Abschied dem Mannschaft­srat angehörige­n Max Dittgen und Marvin Knoll (schon im Januar), aber auch Guido Burgstalle­r ist bei St. Pauli ein Führungssp­ieler-Vakuum entstanden. „Jetzt müssen andere Spieler versuchen, die Rolle bestmöglic­h auszufülle­n“, sagt Hartel im Speziellen über den Abschied Burgstalle­rs. „Es liegt an jedem Spieler, Verantwort­ung zu übernehmen.“Hier noch weniger in der Pflicht ist freilich Boukhalfa, der sich als neuer Spieler zunächst zurechtfin­den muss. Was ihm bisher nach eigenem Bekunden trotz hohem Trainingsn­iveau („Muss man sich dran gewöhnen“) gelingt, denn „die Jungs haben mich vom ersten Tag an behandelt, als wäre ich schon lange hier. Das hat mich beeindruck­t“. Der neue Zocker findet Gefallen an St. Pauli – und gewiss auch bald seine Rolle.

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Marcel Hartel (26) trug gegen Hetlingen die Kapitänsbi­nde und will mehr Verantwort­ung.
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Carlo Boukhalfa (23) ist im Mittelfeld vielseitig einsetzbar.

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