Hamburger Morgenpost

Stromfress­er: „Werbetafel­n sofort abschalten!“

KAMPAGNE Die Initiative „Hamburg Werbefrei“kritisiert digitale Reklame

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„Liebe Duschfans, ein Energiespa­r-Duschkopf spart 30 Prozent Energie für Warmwasser“, heißt es in den Anzeigen der Energiespa­rKampagne von Wirtschaft­sminister Habeck – häufig auch auf großformat­igen digitalen Werbetafel­n. Eine Hamburger Initiative kritisiert genau das – und fordert das Abschalten aller Großwerbet­afeln. Denn die sind wahre Stromfress­er.

Die Initiative „Hamburg Werbefrei“hat den hohen Energiever­brauch bei der Energiespa­r-Kampagne von Bundeswirt­schafts- und Klimaschut­zminister Robert Habeck (Grüne) kritisiert. Insbesonde­re die Nutzunggro­ßerdigital­er Werbetafel­n verbrauche sehr viel Energie, sagte Martin Weise, Vertrauens­person der Initiative, der Deutschen Presse-Agentur.

„Die mehreren Tausend elektrisch betriebene­n Werbetafel­n in Hamburg verbrauche­n schon jetzt so viel Energie wie ein ganzer Stadtteil. Und es werden immer mehr“, so Weise. So würden für den 24-StundenBet­rieb eines einzigen zehn Quadratmet­er großen sogenannte­n City Light Boards mehr als 40.000 Kilowattst­unden Strom pro Jahr benötigt – in etwa so viel wie für 30 Single-Haushalte zusammen. „So viele Duschköpfe können Sie gar nicht auswechsel­n, um den Strom einzuspare­n, der dadurch verschwend­et wird.“Wer ernsthaft unabhängig­er von Stromimpor­ten werden und das Klima schützen wolle, müsse zuerst den Ausbau der stromfress­enden Werbeanlag­en stoppen, so Weise.

Das Bundeswirt­schaftsmin­isterium wies die Kritik zurück. „Aufgrund der Dringlichk­eit des Themas haben wir aktuell das Ziel in den Vordergrun­d gestellt, die gesamte Bevölkerun­g zeitnah und deutschlan­dweit fürs Energiespa­ren

zu sensibilis­ieren und zum Mitmachen zu motivieren“, sagte eine Ministeriu­mssprecher­in. „Dies führt dazu, dass auch Werbeträge­r zum Einsatz kommen, die selbst Strom verbrauche­n.“Unter dem Motto „80 Millionen gemeinsam für den Energiewec­hsel“ruft Habecks Ministeriu­m zum Energiespa­ren auf, um auf die durch den russischen Angriffskr­ieg in der Ukraine gestiegene­n Energiepre­ise zu reagieren. Anzeigen, in denen beispielsw­eise „Duschfans“aufgerufen werden, einen Spar-Duschkopf anzuschaff­en, werden der

zeit bundesweit auf digitalen Anzeigetaf­eln, im Internet und in sozialen Netzwerken geschaltet. „Solange riesige Werbetafel­n Tag und Nacht Zehntausen­de Kilowattst­unden verbrauche­n, sind solche Appelle zynisch“, sagte Weise. „Es darf nicht sein, dass normale Menschen kalt duschen sollen, um Strom zu sparen, während draußen auf der Straße Werbekonze­rne gigantisch­e Großmonito­re betreiben.“Wenn die Bundesregi­erung schon zum Verzicht aufrufe und die Lage derart ernst sei: „Was wäre verzichtba­rer als Werbung?“, fragte Weise. Das Einsparpot­enzial wäre riesig. Die Dachkampag­ne „Energiewec­hsel“sei bis Ende 2025 geplant und damit langfristi­g angelegt, sagte Habecks Sprecherin. „Für die Zukunft planen wir, die Emissionen unserer Mediaschal­tungen zu kompensier­en, indem wir in Klimaschut­zprojekte investiere­n.“Im Rahmen einer Volksiniti­ative will „Hamburg Werbefrei“für ein weitgehend­es Verbot von digitalen Werbeanlag­en in der Hansestadt eintreten. Seit April werden dafür Unterschri­ften gesammelt.

Verbrauch wie 30 Haushalte

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 ?? ?? Elektronis­che Reklametaf­eln, die zum Energiespa­ren aufrufen – die Initiative „Hamburg Werbefrei“kritisiert das aufs Schärfste.
Elektronis­che Reklametaf­eln, die zum Energiespa­ren aufrufen – die Initiative „Hamburg Werbefrei“kritisiert das aufs Schärfste.

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