So lebt es sich in Hamburgs Bullerbü
NEUALLERMÖHE Die Öko-Siedlung aus den 80ern besuchten sogar Studenten aus Afghanistan: Was das Paradies alles kann, was die Anwohner ändern wollen
Vogelgezwitscher, hohes Gras, blühender Schnittlauch auf den Dächern. Hier ein Baumhaus, dort ein helles Holzpferd. Wer auf den „Dschungelwegen“durch die älteste ökologische Siedlung in Hamburgs Südosten streift, vergisst fast, dass er in einer Großstadt ist. „Bin ich in den Niederlanden?“, fragt man sich vielleicht, wenn man auf den kleinen Brücken die Fleete überquert. „Oder in Bullerbü?“
Nein, erinnert man sich dann, das kleine Wohnparadies liegt in Neuallermöhe. Doch von den 23.500 Einwohnern des Stadtteils im Bezirk Bergedorf hört man an diesem Freitagmittag Anfang Juni nur ein paar Kinderstimmen von der Schule nebenan. Für Helge Mangold sind die Ruhe und das viele Grün ganz normal. Vor 30 Jahren baute der 62-Jährige hier sein Haus und lebt seitdem mit seiner Familie in der Siedlung.
Möglichst Ressourcen schonend und gemeinschaftlich leben, das wünschten sich die Idealisten, als sie das Pionierprojekt in den 1980er Jahren gründeten. Und diese Grundideen funktionieren noch immer. Heute leben rund 90 Menschen in den 36 Reihenund Doppelhäusern, die sich um drei „Höfe“gruppieren, die eigentlich Wiesen sind. Autos sind an den Rand der Siedlung verbannt, die Häuser nur mit Grünflächen und Fußwegen verbunden. Kinder können so zur Grundschule gehen, ohne auch nur eine Straße überqueren zu müssen.
„Die Kinderfreundlichkeit und der Zusammenhalt sind die größten Vorteile der Siedlung“, findet Mangold. Sie ist gleichzeitig auch ein Verein. Die Gärten der Bewohner sind zwar relativ klein, dafür teilen sie sich noch Gemeinschaftsflächen. Dächer sind begrünt oder haben Solaranlagen. Einige Bewohner waschen ihre Wäsche sogar mit Regenwasser. Die Häuser sind flächensparend in die Höhe und mit möglichst natürlichen Materialien gebaut. Wohn- und Schlafzimmer werden über vorgelagerte Wintergärten mit beheizt, die sich durch die Südausrichtung bei Sonne erwärmen. Am Mittag dieses Junitages sind in Mangolds Wintergarten schon fast 30 Grad – Fenster und Türen zu den Wohn
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