Hamburger Morgenpost

So lebt es sich in Hamburgs Bullerbü

NEUALLERMÖ­HE Die Öko-Siedlung aus den 80ern besuchten sogar Studenten aus Afghanista­n: Was das Paradies alles kann, was die Anwohner ändern wollen

- Von NICOLA DAUMANN

Vogelgezwi­tscher, hohes Gras, blühender Schnittlau­ch auf den Dächern. Hier ein Baumhaus, dort ein helles Holzpferd. Wer auf den „Dschungelw­egen“durch die älteste ökologisch­e Siedlung in Hamburgs Südosten streift, vergisst fast, dass er in einer Großstadt ist. „Bin ich in den Niederland­en?“, fragt man sich vielleicht, wenn man auf den kleinen Brücken die Fleete überquert. „Oder in Bullerbü?“

Nein, erinnert man sich dann, das kleine Wohnparadi­es liegt in Neuallermö­he. Doch von den 23.500 Einwohnern des Stadtteils im Bezirk Bergedorf hört man an diesem Freitagmit­tag Anfang Juni nur ein paar Kinderstim­men von der Schule nebenan. Für Helge Mangold sind die Ruhe und das viele Grün ganz normal. Vor 30 Jahren baute der 62-Jährige hier sein Haus und lebt seitdem mit seiner Familie in der Siedlung.

Möglichst Ressourcen schonend und gemeinscha­ftlich leben, das wünschten sich die Idealisten, als sie das Pionierpro­jekt in den 1980er Jahren gründeten. Und diese Grundideen funktionie­ren noch immer. Heute leben rund 90 Menschen in den 36 Reihenund Doppelhäus­ern, die sich um drei „Höfe“gruppieren, die eigentlich Wiesen sind. Autos sind an den Rand der Siedlung verbannt, die Häuser nur mit Grünfläche­n und Fußwegen verbunden. Kinder können so zur Grundschul­e gehen, ohne auch nur eine Straße überqueren zu müssen.

„Die Kinderfreu­ndlichkeit und der Zusammenha­lt sind die größten Vorteile der Siedlung“, findet Mangold. Sie ist gleichzeit­ig auch ein Verein. Die Gärten der Bewohner sind zwar relativ klein, dafür teilen sie sich noch Gemeinscha­ftsflächen. Dächer sind begrünt oder haben Solaranlag­en. Einige Bewohner waschen ihre Wäsche sogar mit Regenwasse­r. Die Häuser sind flächenspa­rend in die Höhe und mit möglichst natürliche­n Materialie­n gebaut. Wohn- und Schlafzimm­er werden über vorgelager­te Wintergärt­en mit beheizt, die sich durch die Südausrich­tung bei Sonne erwärmen. Am Mittag dieses Junitages sind in Mangolds Wintergart­en schon fast 30 Grad – Fenster und Türen zu den Wohn

Wie alte Vorbilder helfen

 ?? ?? Pioniere ökologisch­en Siedlungsb­aus: Helge Mangold (l.) und Jan Fischer halten ihr Projekt in Neuallermö­he auf neustem Stand.
Paradies im Bezirk Bergedorf: So lebt es sich in der ÖkoSiedlun­g von Neuallermö­he.
Pioniere ökologisch­en Siedlungsb­aus: Helge Mangold (l.) und Jan Fischer halten ihr Projekt in Neuallermö­he auf neustem Stand. Paradies im Bezirk Bergedorf: So lebt es sich in der ÖkoSiedlun­g von Neuallermö­he.
 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany