Überstrahlt das „Hinti“-Chaos
FRANKFURT Eintracht holt Weltmeister-Schützen – und plagt sich mit Äußerungen von Hinteregger zu FPÖ-Politiker
Wenn es ihn nicht gäbe, müssten die Frankfurter ihn erfinden. Mario Götze hat mit seinem WM-Siegtor 2014 nicht nur die DFB-Zentrale am Main glücklich gemacht. Acht Jahre später verkörpert er die Hoffnung der Eintracht, sich in der Spitzengruppe festzusetzen. Und mit seinem Glanz die aktuellen Diskussionen um Martin Hinteregger zu überstrahlen.
Für gerade einmal drei Millionen Euro Ablöse kommt der 30-Jährige von der PSV Eindhoven zum EuropaLeague-Sieger. Im Bereich von drei Millionen liegt auch sein Jahresgehalt. Für Götze ist die Rückkehr in die Bundesliga auch der Versuch, Bundestrainer Hansi Flick auf sich aufmerksam zu machen und doch noch auf den Katar-Zug aufzuspringen. Schließlich ist sein Finaltor gegen Argentinien bis heute der letzte deutsche WM-Höhepunkt
- und gute Stürmer sind bei Turnieren immer gefragt.
Das gab wohl auch den Ausschlag, den Main dem Tejo vorzuziehen und Benfica Lissabon abzusagen – zumal er mit Frau Ann-Kathrin und Sohn Rome in Düsseldorf lebt. Im Pressing-System der Eintracht ist allerdings eher die feine Klinge gefragt, weniger das Vollstrecken. Während die Eintracht sich auf Götze freut, ist ein Publikumsliebling zum Problemfall geworden. Der österreichische Abwehrspieler und Fan-Darling Martin Hinteregger redet sich bei seiner Verteidigung des rechtsextremen Lokalpolitikers Heinrich Sickl um Kopf und Kragen.
Der 49-jährige Sickl, der das gerade stattgefundene Fußball-Festival um den „Hinti-Cup“in Kärnten mitorganisiert hat, war als Jugendlicher
in der NaziGruppe „Nationalistische Front“aktiv. Er habe sich damals „auf der Suche“befunden, erklärt Sickl dazu. Gefunden hat er dann die rechtsextreme FPÖ, mit der Hinteregger („Die AfD ist zehnmal schlimmer“) offenbar kein großes Problem hat. „Ich habe ihn als positiven, netten Menschen kennengelernt“, sagte Hinteregger dem „Standard“über seine Beziehung zu Sickl und behauptete: „Wenn ihr ihn kennenlernen würdet, würdet ihr das Gleiche sagen.“Im gleichen Gespräch sagte Hinteregger auch: „Frankfurt ist ein Sinnbild dafür, dass sich alle Menschen miteinander verstehen können.“Gut möglich, dass das Verständnis für „Hinti“in der Mainmetropole derzeit nicht gerade wächst.