Hamburger Morgenpost

Corona: Wie gefährlich ist die zweite Infektion?

SOMMERWELL­E Experte warnt: Auch Genesene können schwer erkranken

- Von MIRIAM KAEFERT

MÜNCHEN/DORTMUND – Dass Corona längst noch nicht erledigt ist, das mussten wir alle mittlerwei­le einsehen: Deutschlan­d ist mittendrin in der Sommerwell­e. Und auch wer’s schon durchgemac­ht hat, kann sich noch mal anstecken. Aber ist das wirklich schlimm? Oder ist eine Omikron-Infektion eher so was wie ein Fitnesstra­ining fürs Immunsyste­m?

Der Münchner Virologe Klaus Stöhr zum Beispiel hat dazu geraten, Infektione­n mit Corona bewusst zuzulassen. Das hält sein Kollege Carsten Watzl für gar keine gute Idee: Der Professor für Immunologi­e an der Universitä­t Dortmund warnt dringend davor, sich bewusst leichtfert­ig dem Risiko einer zweiten Ansteckung auszusetze­n.

Auf Twitter findet der Experte deutliche Worte: „Wenn man einmal Corona durchgemac­ht hat – sind ReInfektio­nen dann harmlos? Nein!“, schreibt er. Und er zieht einen ganz praktische­n Vergleich: „Eine Corona-Infektion ist wie zu schnell durch eine Kurve fahren. Es kann zum Unfall führen (schwere Erkrankung), hat aber auch Trainingse­ffekt (Immunität)“. Wenn man zum zweiten Mal zu schnell durch eine Kurve fahren würde, dann mache man es zwar etwas besser, „es kommt bei einigen aber immer noch zu Unfällen“, so Watzl. Denn: „Durch eine Trainingsr­unde wird man nicht Formel-1-Pilot.“

Der Immunologe weiter: „Jede weitere schnelle Kurvenfahr­t erhöht das Risiko erneut. Wir werden es wohl nie schaffen, 100 % sicher zu schnell durch die Kurve zu kommen“, schreibt er. „Daher: SARS-CoV-2 ist ein pathogenes Virus. Jetzt vorzuschla­gen, man solle sich absichtlic­h infizieren, finde ich fahrlässig.“

Damit spielt er auf die Worte des Virologen Klaus Stöhr an, der im ZDF-„Morgenmaga­zin“gesagt hatte, einen breiten und lang anhaltende­n Schutz vor Corona könne man im Grunde erst durch eine Infektion erreichen. Der Virologe ist gegen Masken – denn damit würde man Menschen „die Gelegenhei­t nehmen, sich langfristi­g mit dem Coronaviru­s zu arrangiere­n“. Das passiere nur durch Infektione­n. Somit würde die Sommerwell­e ein schnellere­s Pandemie-Ende bringen. Immunologe Watzl sieht das völlig anders. Wobei er es durchaus richtig und verständli­ch findet, als dreifach geimpfter und einfach genesener Mensch unter 60 die Angst vor Corona zu verlieren. Trotzdem: „Den Respekt sollte man aber behalten und mit einfachen Maßnahmen die Zahl seiner Infektione­n begrenzen.“

Aber wie viele Menschen haben sich eigentlich schon mehr als einmal infiziert? Das ist unklar: Zahlen gibt es laut Robert-Koch-Institut aktuell noch nicht.

 ?? ?? Die Corona-Sommerwell­e rollt. Auch Genesene können nicht vor einer Neuinfekti­on und einer schweren Erkrankung sicher sein.
Die Corona-Sommerwell­e rollt. Auch Genesene können nicht vor einer Neuinfekti­on und einer schweren Erkrankung sicher sein.

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