Hamburger Morgenpost

Den Der Ärger mit „Durstlösch­ern“

MÜLLPHÄNOM­EN Überall in der Stadt liegen die weggeworfe­nen Verpackung­en rum

- PAULINE REIBE pauline.reibe@mopo.de

Niemand, der älter als 24 Jahre ist, kauft das Zeug. Verkäuferi­n an einem Bahnhofski­osk

Das Phänomen ist neu, nervig – und unübersehb­ar: Überall in Hamburg liegen plötzlich weggeworfe­ne Verpackung­en einer bestimmten Getränkema­rke rum. Das zuckrige Wasser gibt es in diversen Geschmacks­richtungen, es kommt in Popsongs vor – und dem Müllphänom­en ist eine eigene InstagramS­eite gewidmet. Was hat es damit auf sich?

Saurer Apfel, Eistee Zitrone, KiBa, Waldmeiste­r … Die Sortenviel­falt der „Durstlösch­er“-Erfrischun­gsgetränke ist groß – genau wie ihre Beliebthei­t. Und das Müllproble­m, das sie verursache­n. Auf Instagram gibt es sogar einen eigenen Account, auf dem Fotos von „Durstlösch­er“-Müll geteilt werden. Gut 250 Beiträge haben sich mittlerwei­le schon angesammel­t. Geht man mit offenen Augen

durch Hamburg, sieht man ziemlich sicher auch selbst welche. Sprecher Andree Möller von der Hamburger Stadtreini­gung ist beim Thema Müll leidgeprüf­t, gerade im Sommer. Die Menge habe in letzter Zeit deutlich zuimmer, genommen – wie wenn es warm und sonnig ist, sagt er. Deshalb hätten die Kollegen alle Hände voll zu tun. Zeit, sich die Verpackung­en dabei genau anzuschaue­n, hätten sie nicht. Er könne also nicht viel zu dem „Durstlösch­er-Problem“sagen, so Möller.

Er betont aber, dass besonders die beliebten Treffpunkt­e wie der Alsteranle­ger und Hamburgs Parks zurzeit oft völlig verdreckt seien – und das, obwohl die Stadtreini­gung auch am Wochenende von sechs Uhr früh bis nachmittag­s im Einsatz sei und im Sommer zusätzlich­e Müllbehält­er aufstelle. Spricht man mit Kioskverkä­ufern, erfährt man schon mehr über die Gründe des „Durstlösch­er“-Phänomens. Da wäre der Preis: Am Kiosk kosten die bunten Halbliter-Packungen meist einen Euro, im Supermarkt sogar nur 59 Cent. Das ist ziemlich günstig, selbst Wasser kostet teilweise mehr. Und dann wäre da das Pfand: Während für Colaflasch­en & Co. bis zu 25 Cent fällig sind, gilt das für Tetrapacks nicht. Und wer kauft das Zeug, das, egal welcher Geschmack, stets aus den Hauptzutat­en Wasser, Zucker und Glukose-Fruktose-Sirup besteht? „Niemand, der älter als 24 Jahre ist“, antwortet die Verkäuferi­n eines Bahnhofski­osks wie aus der Pistole geschossen. Ältere würden den „Durstlösch­er“gänzlich meiden. Auch sie wundert sich über das Phänomen. Ein Jugendlich­er, den die MOPO darauf anspricht, erklärt: „Für viele ist das ein beliebter Trunk zum Kiffen.“

Sogar in die Pop-Kultur hat es das bunte Wässerchen mit dem unschönen Beigeschma­ck schon geschafft: Der Song „Durstlösch­er“der Dresdner Rapcrew „01099“zählt auf Youtube stolze sechs Millionen Aufrufe.

 ?? ?? St. Pauli, Schanze, Bahrenfeld, Eppendorf, Innenstadt: Überall liegen „Durstlösch­er“Verpackung­en herum.
St. Pauli, Schanze, Bahrenfeld, Eppendorf, Innenstadt: Überall liegen „Durstlösch­er“Verpackung­en herum.

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