Es wird gekämpft, geliebt, gehasst — am Ende siegt das Gute
KARL-MAY-SPIELE Der Wilde Westen fängt gleich hinter Hamburg an – nämlich in Bad Segeberg. Samstag ist dort Premiere
Der Wilde Westen ist – nach zweijähriger Corona-Pause – zurück in Bad Segeberg, und es geht sofort mit einem Knalleffekt los: Ein Ölbohrturm explodiert. Kurz darauf stürzt ein Arbeiter in einen Ölsee. Eine Hütte wird gesprengt und ein Mann wird vom Bohrturm geschossen …
Karl Mays „Der Ölprinz“hat am Samstag Premiere – und die Wild-West-Fans freuen sich schon. Am Kalkberg wird endlich wieder geritten, gekämpft, geliebt, gehasst und für das Gute gesiegt: Musicalstar Alexander Klaws („Tarzan“, „Ghost“, „Saturday Night Fever“) übernimmt zum zweiten Mal die Rolle des edlen Apachenhäuptlings Winnetou – allerdings ist noch unklar, ob er am Samstag wirklich auf der Bühne stehen kann. Klaws hat Corona.
Für den Notfall gibt es allerdings mit Sascha Hödl einen guten Ersatz. Hödl spielt im „Ölprinz“eigentlich zwei
andere Rollen, er kann aber Winnetou, das hat er bei den österreichischen Karl-MaySpielen in Winzendorf bereits bewiesen. Er probt gerade unter Hochdruck die Rolle – damit er im Falle eines Falles am Samstag präpariert ist. Außerdem dabei: Sascha Hehn, der mit den TV-Serien „Schwarzwaldklinik“und „Traumschiff“für unfassbar hohe Quoten gesorgt hat. Beim „Ölprinz“spielt er die Titelrolle – sprich: den Bösewicht.
Für einen rauen Charme der ganz eigenen Art sorgt als Treckführerin Rosalie Ebersbach der TV-Kultstar Katy Karrenbauer, unvergessen nicht nur als knallharte Gefängnisinsassin „Walter“in der Serie „Hinter Gittern“. Und wer spielt den Old Shatterhand? Die Antwort lautet: Sascha Gluth, ein Schauspieler, der auf Rügen elf Jahre lang den legendären Klaus Störtebeker gab, und zum zweiten Mal die Rolle des edlen Westmannes verkörpert.
Dass es jetzt endlich wieder los geht, freut niemandensosehrwiedieSchauspieler selbst. Er könne das Gefühl gar nicht richtig beschreiben, sagt beispielsweise Joshy Peters, der in seiner 28. Saison in Bad Segeberg dabei ist. „Es ist ein riesiges Glücksgefühl.“Der 63-Jährige schlüpft in die Rolle des brutalen Gangsterbosses Buttler. Für ihn seien die Karl-May-Spiele nicht nur ein Job, sagt Peters, sondern „auch Familie, ein Zuhause und ein Stück Heimat“. Die „Ölprinz“-Geschichte ist ein Klassiker der KarlMay-Reihe und wurde in Bad Segeberg bereits mehrere Male inszeniert. Das Buch stammt vom langjährigen Autor Michael Stamp, Regie führt zum ersten Mal Ulrich Wiggers. „Ich habe das große Vergnügen, mit großartigen Schauspielern zu arbeiten“, sagte Wiggers.
Karl-May-Fans wissen natürlich ganz genau, worum es geht: Im Mittelpunkt der Geschichte steht der elegante Geschäftemacher Grinley, den sie im Westen den „Ölprinzen“nennen – ein ausgebuffter Geschäftsmann, ein skrupelloser Betrüger und Mörder. Mit einer angeblichen Ölquelle am Gloomy Water wollen sein Bruder Buttler und er das große Geld machen.
Doch diese Männer durchkreuzen die Pläne der beiden: Apachenhäuptling Winnetou, dessen weißer Blutsbruder Old Shatterhand und der skurrile Sam Hawkens. Aber bis es zum Happy End kommt, haben die drei eine Menge zu tun: Sie müssen zwischen zwei verfeindeten Apachenstämmen Frieden stiften und dafür sorgen, dass ein Treck mit deutschen Siedlern nicht zwischendieFrontengerät. Und dann gibt es da noch den schöngeistigen Kantor Hampel, der im Wilden Westen eine Heldenoper komponieren und den Indianern die Flötentöne beibringen will … Freuen können sich die Zuschauer auf ein opulentes neues Bühnenbild, unter anderem mit zwei gut zwölf Meter hohen Bohrtürmen, dem Pueblo der Nijoras und dem Tipidorf der Navajos. Im Schatten des Segeberger Kalkberges tummeln sich auf der Freilichtbühne Indianer, Siedler und Gangster. Jede Menge Tiere sind mit von der Partie: Pferde, Esel, Gänse und Ziege. Zu den Höhepunkten der Vorführungen gehören die Momente, in denen ein majestätischer Seeadler und ein Falke knapp über den Köpfen der Zuschauer ihre Bahnen ziehen. „Der Ölprinz“sollte eigentlich bereits im Sommer 2020 aufgeführt werden. Doch die Saison fiel ebenso wie die des Jahres 2021 wegen der Corona-Pandemie aus. Premiere der 69. KarlMay-Saison ist am Samstag um 20.30 Uhr. Gespielt wird bis zum 4. September. Bad Segebergs Bürgermeister Toni Köppen hofft auf viele Zuschauer. Die beiden Corona-Jahre haben der Kalkberg GmbH nämlich einen Verlust von 2,8 Millionen Euro beschert. Mindestens 200.000 Besucher werden benötigt, um die Kosten der Inszenierung von 5,8 Millionen Euro einzuspielen. Zuletzt waren 2019 etwas mehr als 400.000 Zuschauer gekommen. Allerdings sieht es so aus, als wenn die Rechnung aufgeht: Der Vorverkauf läuft schon mal sehr gut.