Hamburger Morgenpost

Wohnen in Hamburg: Sinken jetzt die Preise?

Zinsen steigen – und die Energie- und Baukosten explodiere­n

- ANNALENA BARNICKEL annalena.barnickel@mopo.de

Lange Zeit galt das „Betongold“auch in Hamburg als sichere Anlage – die Preise schossen immer weiter in die Höhe. Jetzt sieht das anders aus: Steigende Zinsen sowie explodiert­e Energieund Baukosten verunsiche­rn die Branche. Wird Eigentum jetzt günstiger? Die MOPO hat sich bei Hamburger Experten umgehört – mit überrasche­nden Ergebnisse­n.

Erstmals seit 2012 liegt der Zins für zehnjährig­e Finanzieru­ngen wieder über drei Prozent. Das macht es für Makler schwer, Immobilien zu vermitteln. „In einer kürzlichen Umfrage gaben 58 Prozent unserer Makler an, dass sie in Käufergesp­rächen zunehmende Nachfragep­robleme sehen“, sagt Sebastian Wagner, Gründer und CEO des Hamburger Maklerport­als „Hausgold“, zur MOPO. Wagner befürchtet, dass die Banken dadurch weniger Kreditzusa­gen vergeben, da die „Risikotrag­fähigkeit“verringert sei. Heißt im Klartext: Gleiches Einkommen erlaubt bei höheren Zinsen nur noch ein geringeres Kreditvolu­men.

Dem widerspric­ht Aykut Bozkurt, Manager bei der PSD Bank Nord: „Die Rahmenbedi­ngungen für Kredite werden herausford­ernder. Aber wir wollen unseren Kunden auch weiterhin unkomplizi­ert das Erfüllen ihrer Wunschträu­me möglich machen und sie langfristi­g dabei begleiten.“Philipp Niemann, Geschäftsf­ührer bei „Engel & Völkers Hamburg Elbe“, bemerkt allerdings, dass Banken Immobilien inzwischen deutlich vorsichtig­er beurteilen. „Finanzieru­ngszusagen brauchen manchmal mehrere Monate“, sagt er. Nachfragep­robleme, hohe Zinsen, vorsichtig­e Banken – sinken nun die Preise? Das dürfte vor allem im Luxussegme­nt der Fall sein. Das Portal „Immobilien­scout24“hat dort jüngst weniger Interesse festgestel­lt. „Preise für Luxusimmob­ilien werden zwar nicht sofort, aber doch langfristi­g sinken, da diese in den Metropolre­gionen zuletzt besonders gestiegen sind“, prognostiz­iert Bozkurt. Aber: „Für Immobilien im mittleren Preissekto­r sehe ich noch keine Entspannun­g.“

Auch Niemann von „Engel & Völkers“sieht dem knappen Angebot immer noch eine hohe Nachfrage gegenüber, was stabilisie­rend auf die Preise wirke. Wagner von „Hausgold“erwartet hingegen weiterhin eine Preissteig­erung – wenn auch langsamer.

Die Mietsituat­ion ist in Hamburg mehr als angespannt – für viele ist Eigentum weiter die Alternativ­e. Alexander Krolzik, Verbrauche­rzentrale Hamburg

„Am Ende ist es doch ein Kaffeesatz­lesen“, fasst Alexander Krolzik von der Verbrauche­rzentrale Hamburg das Problem im MOPO-Gespräch zusammen. „Ich glaube, für Hamburg und Umland werden die Preise nicht fallen. Die Mietsituat­ion ist in Hamburg mehr als angespannt, sodass viele das Kaufen von Eigentum immer noch als Alternativ­e sehen. Dadurch bleibt das Angebot knapp.“

Das bestätigt die Haspa. „Die Nachfrage nach privaten Baufinanzi­erungen ist nach wie vor hoch“, sagt Sprecherin Stefanie von Carlsburg. „Viele unserer Kunden denken weiterhin über einen Immobilien­kauf nach.“2021 habe die Bank rund 10.000 Hamburgern eine Kreditzusa­ge gegeben.

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Ein eigenes Heim – davon träumen viele Hamburger.
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