Hamburger Morgenpost

Sylts Kampf gegen Punks

ZAUN & MAUER Westerland greift konsequent durch

- Von ANNALENA BARNICKEL

Das vierte Wochenende des 9-Euro-Sommers rollt auf Sylt zu und die Lage scheint weiter unruhig: Punks, die seit drei Wochen rund um den Wilhelmine­n-Brunnen in Westerland ihre Camps mit lauter Musik, Grillen und Alkohol aufgeschla­gen haben, stehen genervten Gastronome­n, Urlaubern und Anwohnern gegenüber. Die Gemeinde Sylt hat offenbar langsam die Faxen dicke und geht jetzt dagegen vor – mit ziemlich gravierend­en Maßnahmen.

Es war für viele Einheimisc­he ein verstörend­er Anblick:

Im geschichts­trächtigen Wilhelmine­n-Brunnen in Westerland plantschte­n zwischenze­itlich Punks, es lief laute Musik, es wurde gegrölt. Der unfreiwill­ige Party-Hotspot blieb nicht folgenlos: Gastronome­n berichten von einem starken Umsatzeinb­ruch, es sei fast sinnlos geworden, die Lokale dort überhaupt aufzumache­n, hieß es.

Die Gemeinde reagierte: Der Brunnen wurde eingezäunt, das Wasser abgelassen. Und bei dieser Maßnahme blieb es nicht. Am Mittwochvo­rmittag stellten die Verantwort­lichen grau-weiße Betonblöck­e in der Fußgängerz­one auf. Was in Städten wie Hamburg Amokfahrte­n auf

Weihnachts­märkten, Terroransc­hläge oder Ähnliches verhindern soll, wird jetzt auf Sylt gegen Punks eingesetzt.

Drei Meter hoch ist die Wand aus Betonblöck­en, die den privaten Durchgang neben einem Crêpe-Laden auf besagtem Platz schützen soll. Dieser Durchgang sei „in Abstimmung mit den Eigentümer­n zum Schutz deren Eigentums und zur Vermeidung weiterer Verunreini­gungen zugestellt“worden, sagte Sylts Bürgermeis­ter Nikolas Häckel (parteilos) auf MOPONachfr­age. Zunächst hatte die „shz“berichtet.

Ob das die Punk-Besetzer abhalten wird, ist fraglich. Für Bürgermeis­ter Häckel ist klar, dass es so nicht bis Ende August weitergehe­n kann. „Am vergangene­n Montag habe ich im Polizeiaus­schuss des Kreises Nordfriesl­and vorgesproc­hen und auch die Landesregi­erung von Schleswig-Holstein ist informiert“, sagte er. Zum Durchsetze­n der Maßnahmen sei die Gemeinde meist auf die Polizei angewiesen, ansonsten sei das Ordnungsam­t unterwegs – an den Wochenende­n unterstütz­t von einem Sicherheit­sdienst. Was bedeutet das? Konkreter wird Häckel nicht. Bleibt also offen, ob künftig noch mehr Betonklötz­e gestapelt werden oder es noch eine andere Lösung gibt. Für gestern war zunächst ein runder Tisch vorgesehen, bei dem sich die Ordnungsbe­hörden mit der Polizei, den Sylter Unternehme­rn und der Sylt Marketing GmbH beratschla­gen wollten.

Seit Einführung des 9-Euro-Tickets reisen immer mehr Punks in größeren Gruppen auf die Nordseeins­el. Das könnte aber erst der Anfang sein: Das linke Bündnis „Wer hat, der gibt“hat bereits unter #Syltentern! zu einer „Klassenfah­rt“am 16. Juli nach Sylt aufgerufen. „Damit auch alle Sylter:innen mitkriegen, dass der Pöbel da is und sich die Insel aneignet, werden wir musikalisc­he Unterstütz­ung dabei haben und machen ordentlich Lärm“, heißt es auf Facebook.

 ?? ?? In der Innenstadt von Westerland soll diese Betonwand jetzt einen privaten Durchgang schützen.
In der Innenstadt von Westerland soll diese Betonwand jetzt einen privaten Durchgang schützen.
 ?? ?? Der Wilhelmine­n-Brunnen wird jetzt von Bauzäunen geschützt.
Der Wilhelmine­n-Brunnen wird jetzt von Bauzäunen geschützt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany