Neues Kiel, neues Glück
„Deutlich mehr gefordert“: Trainer Schultz erprobt gegen Holstein flexible Offensive
Die Sommerregendusche, die in der letzten Viertelstunde der Freitagseinheit über St. Paulis Kicker hereinbrach, hätte es nicht gebraucht. Trainer Timo Schultz resümierte trotzdem mit sonnigem Gemüt: „Es war eine gute Trainingswoche. Jetzt freuen wir uns darauf, gegen Kiel neue Erkenntnisse zu gewinnen.“
Das Spiel bei Holstein Kiel (Samstag, 13.30 Uhr) wird der erste Härtetest für den neuen Kader nach dem 13:0-Aufgalopp in Hetlingen. Stürmer Jojo Eggestein wird sein Debüt im braun-weißen Dress geben, ansonsten will Schultz „ein bisschen was ausprobieren“. Etwa, durch höher postierte Außenverteidiger mehr Flexibilität in der Offensive zu erreichen, die in der Rückrunde für manchen Gegner der BraunWeißen zu gut ausrechenbar gewesen war.
Wie zum Beispiel vor sechs Monaten und acht Tagen, als St. Pauli letztmals zum Punktspiel in Kiel gastierte. Am 17. Dezember reiste der Kiezklub als frischgekürter Zweitliga-Herbstmeister an die Förde, mit vier Punkten Vorsprung auf den ersten Verfolger Darmstadt.
Es war der erste Herbstmeister-Test – und der geriet zum Debak(i)el. Das 0:3 stand schon zur Halbzeitpause auf der Anzeigetafel. Der Auftakt zu vier sieglosen Rückrunden-Partien, nach denen der braun-weiße Vorsprung geschmolzen war. Von den 16 Spielern, die in Kiel für St. Pauli auf dem Platz standen, haben sieben den Klub inzwischen verlassen, der wahrscheinliche Abgang von Daniel Kofi-Kyereh (siehe rechts) würde die 50 Prozent voll machen.
Es ist also ein halb neues St. Pauli, das da bei der KSV Holstein aufläuft. Neues Kiel, neues Glück – beim Lieblingsgegner, mit dem St. Pauli schon zum vierten Mal in zwei Jahren freundschaftlich die Klingen kreuzt. „Kiel ist ein sehr guter Gegner. Da werden wir deutlich mehr gefordert sein, vor allem in der Defensive“, sagte Schultz und kündigte an, einigen Spielern 60 statt nur 45 TestMinuten zu geben, damit sie „über Spiele die notwendige Fitness bekommen“.
Für Jannes Wieckhoff und Igor Matanovic kommt Kiel zu früh. Beide stiegen in dieser Woche zwar wieder ins Kontakttraining ein, aber St. Pauli will nichts überstür
zen. Einsatzfähig dürften sie während des Trainingslagers Anfang Juli sein. Torwart Sören Ahlers fehlte an den letzten Trainingstagen wegen Adduktorenproblemen. „Wir sind gut durch die Trainingswoche gekommen und konnten unsere Inhalte abarbeiten“, stellte Schultz fest, der beim Spiel bei seinem Ex-Klub Kiel auch den einen oder anderen Positionswechsel ausprobieren dürfte. „Dort, wo man die Fantasie hat, dass Entwicklungspotenzial besteht“, erklärte der Coach, der von 2003 bis 2005 für die „Störche“kickte.