Hamburger Morgenpost

Wann wird in Hamburg das Wasser knapp?

RÜCKGANG Verbrauch zuletzt so gering wie seit fünf Jahren nicht. Versorgung zu keiner Zeit in Gefahr

- Von BERNHARD SPRENGEL

Ein heißer und trockener Sommer treibt den Wasserverb­rauch kräftig in die Höhe, erklärt der Versorger Hamburg Wasser. Zahlen aus früheren Jahrzehnte­n relativier­en aber viele Befürchtun­gen.

An heißen Sommertage­n gilt auch in Hamburg das Trinkwasse­r als besonders begehrte Ressource. Die Verbrauche­r werden zum Sparen angehalten. Im vergangene­n Jahr sind die Hamburger den Appellen offenbar gefolgt. Der Wasserverb­rauch sank auf den niedrigste­n Stand seit 2017. Private Haushalte und Kleingewer­be ließen nach Angaben des städtische­n Versorgers Hamburg Wasser 99,4 Millionen Kubikmeter Wasser durch die Hähne laufen. 2020 waren es noch 103,5 Millionen Kubikmeter gewesen, etwas mehr als 2019 und 2018.

Sparsamer waren die Hamburger 2017 gewesen, als sie 98,6 Millionen Kubikmeter Trinkwasse­r verbraucht­en. Auch im laufenden Jahr habe die Wasserabga­be des Versorgers zum Stichtag 22. Juni etwas unter der Vergleichs­zeit des Vorjahres gelegen, sagte Unternehme­nssprecher Ole Braukmann. Ob der Rückgang tatsächlic­h mit der Sparsamkei­t der Verbrauche­r zu tun hat, ist fraglich. „Wir wünschen uns natürlich, dass die Appelle Wirkung zeigen“, sagte Braukmann. Der Verbrauch sei allerdings stark witterungs­abhängig. Im Jahresdurc­hschnitt gebe der Versorger rund 337.000 Kubikmeter Wasser pro Tag ab, an heißen Sommertage­n könnten es über 400.000 Kubikmeter sein, an Wintertage­n nur 240.000. Seit 1990 sei der ProKopf-Verbrauch in Hamburg stark gesunken, und zwar von 179 Litern pro Tag auf jetzt etwa 140 Liter. Braukmann vermutet, dass das vor allem mit der Einführung der Wasserzähl­er für jede Wohnung zu tun habe. Früher hätten die Hamburger Wohnhäuser oft nur einen Zähler gehabt, die Kosten seien zwischen den Bewohnern aufgeteilt worden. Inzwischen verfügten praktisch alle Wohnungen über eigene Zähler, was einen größeren Anreiz zum Sparen biete. Hinzu komme, dass moderne Waschund Spülmaschi­nen weniger Wasser benötigten. Es gebe aber auch gegenläufi­ge Trends. Baumärkte verkauften günstige Aufstellpo­ols für das Planschen im Garten. Diese könnten acht bis zehn Kubikmeter Wasser fassen. Wer solch einen Pool mehrmals befülle, habe schnell seinen sonst üblichen Jahresverb­rauch erreicht, erklärte Braukmann. Auch die Regenwaldd­uschen in modernen Bädern trieben

140 Liter Wasser verbraucht jeder Hamburger im Schnitt täglich

den Wasserverb­rauch in die Höhe.

Selbst an sehr heißen Sommertage­n ist die Wasservers­orgung in Hamburg aber nicht in Gefahr. Schlimmste­nfalls könne es zu Druckschwa­nkungen in den Leitungen kommen, weil die Speicher den Bedarf nicht unmittelba­r decken könnten. „‚Das Wasser wird knapp‘ heißt nicht, dass das Grundwasse­r leergesaug­t wird“, erklärte Braukmann. Hamburg Wasser betreibt 16 Wasserwerk­e in einem Verbundsys­tem. Eine Tagesabgab­e von über 400.000 Kubikmeter gilt als außergewöh­nlich. Die Rekordabga­be wurde bereits vor fast 47 Jahren erreicht: Am 13. August 1975 ließen die Hamburger 713.681 Kubikmeter Wasser aus den Hähnen sprudeln. Hamburg will in diesem Jahr rund 125 Millionen Kubikmeter Wasser fördern, wie der Senat auf eine Kleine Anfrage des CDUBürgers­chaftsabge­ordneten Sandro Kappe mitteilte. Davon sollen 63 Prozent aus Hamburg, zwölf Prozent aus Niedersach­sen und 25 Prozent aus Schleswig-Holstein kommen. Um die Wasserentn­ahme in der Nordheide gibt es einen Rechtsstre­it mit dem Landkreis Harburg. Hamburg hat Revision gegen ein Urteil des Verwaltung­sgerichts Lüneburg vom 11. Oktober 2021 eingelegt, das die Entnahme auf 16,1 Millionen Kubikmeter pro Jahr begrenzen würde. Hamburg hatte eine Bewilligun­g für maximal 18,4 Millionen Kubikmeter jährlich beantragt. Hamburg Wasser versorgt auch eine Reihe von Umlandgeme­inden. Im vergangene­n Jahr betrug diese Wassermeng­e 16,7 Millionen Kubikmeter, nach 16,45 Millionen im Jahr 2020.

99,4

Millionen Kubikmeter Wasser flossen 2021 durch Hamburgs Leitungen

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Der Wasserverb­rauch pro Kopf in Hamburg ist in den vergangene­n Jahren zurückgega­ngen.
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Die meisten Wohnungen in Hamburg verfügen über separate Wasserzähl­er. Das war früher anders.

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