Hamburger Morgenpost

Hamburgs Grüne wollen der Ukraine Waffen liefern

Kerstan beim Parteitag: „Sind angegriffe­n worden.“Kritik am Sonderverm­ögen

- Von MARKUS KLEMM

Die Hamburger Grünen unterstütz­en die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine. Wenig begeistert sind sie dagegen vom 100-Milliarden-Euro-Paket allein für die Bundeswehr. Das könne nur ein „Kompromiss mit Licht und Schatten“sein.

Hamburgs Grüne stehen einmütig hinter der Lieferung auch schwerer Waffen an die Ukraine, haben aber teilweise Mühe mit dem 100-Milliarden-Euro-Paket für die Bundeswehr. Auf der ersten Landesmitg­liedervers­ammlung in Präsenz seit Ausbruch der Corona-Pandemie 2020 stimmten sie am Samstag mit überwältig­ender Mehrheit für den Leitantrag „Mit klarer Haltung und konsequent­em Handeln gegen Putins Angriffskr­ieg“des Landesvors­tands. Dieser behandelt unter anderem die sicherheit­spolitisch­e Lage, den Umgang mit Geflüchtet­en, die Verschärfu­ng sozialer Ungleichhe­it und die Energiepol­itik. „Durch den Angriffskr­ieg Putins auf die Ukraine mussten wir auf brutalste Weise erfahren, wie schonungsl­os die Autokraten dieser Welt für ihre Interessen Macht und Gewalt einsetzen“, sagte die Parteivors­itzende Maryam Blumenthal vor knapp 200 Parteimitg­liedern im Bürgerhaus Wilhelmsbu­rg. Das zwinge dazu, die wirtschaft­lichen Beziehunge­n zu

Das Sonderverm­ögen kannfüruns nur ein Kompromiss mit Licht und Schatten sein. Maryam Blumenthal

allen Autokratie­n zu überdenken – auch zu China. „Nie zuvor war es so wichtig, unsere Demokratie genau vor diesen zu schützen, leider auch militärisc­h“, sagte Blumenthal. Entspreche­nd begrüße der Vorstand Investitio­nen in die Bundeswehr, aber eben nicht nur. Es gehe auch um Cybersiche­rheit, humanitäre Hilfe und internatio­nale Zusammenar­beit. „Von daher kann das Sonderverm­ögen (…) für uns nur ein Kompromiss mit Licht und Schatten sein“, sagte die Parteivors­itzende.

Noch deutlicher wurde der Sprecher der Grünen Jugend Hamburg, Julius Nebel: „Es gibt kein Sonderverm­ögen soziale Gerechtigk­eit, es gibt nur ein Sonderverm­ögen für die Bundeswehr – und das ist eine riesige Gefahr.“Angesichts weiter steigender Preise müsse das Soziale ganz oben auf die Agenda. Verkehrsse­nator Anjes Tjarks sagte, es müsse klar sein, „dass durch die Ukrainerin­nen und Ukrainer auch unsere Freiheit und unsere Demokratie und unser Europa mitverteid­igt wird“. Das müsse unterstütz­t werden, „weil sonst wird (…) der Faschismus aus Russland da keinen Halt machen“. Umweltsena­tor Jens Kerstan wies darauf hin, dass sich Deutschlan­d und Russland bereits in einem Wirtschaft­skrieg befänden. „Wir sind angegriffe­n worden“, sagte er mit Blick auf die 60-Prozent-Kappung der Gaslieferu­ngen. Und sollte das noch schlimmer werden, „dann gehen wir direkt in eine Rezession“.

 ?? ?? Hamburgs Grünen-Parteivors­itzende Maryam Blumenthal sprach vor knapp 200 Parteimitg­liedern in Wilhelmsbu­rg.
Hamburgs Grünen-Parteivors­itzende Maryam Blumenthal sprach vor knapp 200 Parteimitg­liedern in Wilhelmsbu­rg.

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