Hamburger Morgenpost

Hohe Hitdichte und DeutschLek­tionen

Sting (70) begeistert im Stadtpark als singende Jukebox

- Von KATJA SCHWEMMERS

Hamburg liebt Sting! Am Samstag bei seinem Gastspiel auf der Freilichtb­ühne des Stadtparks ist das grüne Rund bis zum Limit gefüllt – und auch vorm Eingang sieht es nicht viel anders aus: Hunderte Zaungäste picknicken bei sommerlich­en Temperatur­en und können die Hits zumindest hören. Denn der britische Superstar hat sie alle mitgebrach­t, kompakt auf 90 Minuten verteilt, und geht auch gleich in die Vollen, denn er hat ja so reichlich.

„Message In A Bottle“von The Police, „Englishman In New York“, „Every Little Thing She Does Is Magic“ebenfalls von The Police und „If You Love Somebody Set Them Free“sind die ersten Stücke des Abends. Seine langjährig­e Begleitban­d, die für Sting wie eine Familie ist, groovt gewaltig.

Er selbst wirkt tiefenents­pannt und absolut nahbar – obgleich er räumliche Distanz zum Publikum wahrt. Der 70-Jährige trägt eine Jacke in knalligem Gelb – bekannterm­aßen die Farbe, die für scharfen Verstand und Intellekt steht und den Geist beflügeln soll. Also 100-prozentig Sting! Seine Musik hat immer auch Weisheit und etwas Völkerverb­indendes.

Mit der Band The Police, die er als Sänger und Bassist anführte, veröffentl­ichte er zwischen 1978 und 1983 fünf Studioalbe­n. Als Solokünstl­er hat Sting, der 2002 in die Songwriter-Hall-of-Fame aufgenomme­n wurde, mehr als ein Dutzend Alben herausgebr­acht: angefangen 1985 mit „The Dream Of The Blue Turtles“bis hin zum im November erschienen­en „The Bridge“.

Auch von Letzterem gibt er eine Kostprobe: Mit der Bassgitarr­e vorm nicht vorhandene­n Bauch setzt er sich dafür auf den Barhocker, kündigt einen Pfeifsong an und kredenzt die Single „Is It Love?“. Für Begeisteru­ngsstürme sorgt sein Duett mit Back

Wenn Sting gerade keinen Radiohit darbietet, wickelt er alle mit seinen Deutschken­ntnissen um den Finger.

groundsäng­er Gene Noble zu „Fields Of Gold“. Und wenn Sting, der eigentlich Gordon Matthew Thomas Sumner heißt, gerade mal keinen Radiohit darbietet, wickelt er das Publikum mit seinen Deutschken­ntnissen um den Finger. Beim Police-Stück „Walking On The Moon“gibt er „ihohoho“-Jodeler zum Besten, das Publikum erwidert das mit ganz eigenen Chor-Lauten. Ein schönes Ping-Pong! Riesenjube­l brandet bei den ersten Noten von „Every Breath You Take“auf. Stings Hitdichte ist schier unglaublic­h! „So what do you want?“, fragt Sting, die singende Jukebox, als er zur Mini-Zugabe auf die Bühne zurückkomm­t. „Roxanne?“Und prompt wird geliefert. Er mixt das Stück mit „Mackie Messer“von Brecht/ Weill und beeindruck­t einmal mehr mit seinem Deutsch. „Russians“, sein Lied über den Kalten Krieg, das seit dem Ukraine-Krieg wieder traurige Popularitä­t hat, lässt Sting an diesem Abend aus. Nichts soll die tolle Stimmung an diesem Sommeraben­d trüben. Dafür spielt er „Fragile“als zarten Rausschmei­ßer, was in eine ähnliche Kerbe haut, wenn Sting davon singt, wie zerbrechli­ch wir Menschen doch sind.

„Thanks for coming and thanks for listening, you’ve been a beautiful audience. Auf Wiedersehe­n!“, sagt Sting zum Abschluss. Am 20. November holt er schon sein nächstes Hamburg-Konzert nach zwei Jahren pandemiebe­dingter Verschiebu­ng nach. Diesmal in der Barclays-Arena. Es gibt noch Restticket­s!

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Englishman in Hamburg: Sting (70) am Samstag im Stadtpark

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