Hamburger Morgenpost

Gegen Russland und China — einmal direkt, einmal indirekt

G7-GIPFEL Westliche Staaten verhängen Strafmaßna­hmen gegen Moskau. Und wollen auch Pekings Einfluss durch eigene Investitio­nen zurückdrän­gen

- ELMAU –

Zweiter Tag des G7Gipfels auf Schloss Elmau in den Bayerische­n Alpen: Unter anderem verkündete­n die Teilnehmer weitere Strafmaßna­hmen gegen Russland. Tags zuvor waren Beschlüsse verkündet worden, die sich vor allem gegen China richteten. Insgesamt war man sichtlich bemüht, den Westen als geschlosse­ne Einheit darzustell­en.

Wer noch Zweifel daran gehabt haben sollte, dass die Welt sich wieder im heftigen Wettstreit verschiede­ner Einflusszo­nen befindet – der dürfte diese nach den ersten beiden Tagen des G7-Gipfels schnell wieder zerstreut haben. Die Verantwort­lichen der wirtschaft­sstarken G7-Staaten und die EU machten klar: Wir stehen zusammen gegen das Vordringen Russlands und Chinas. Beim einen „Widersache­r“gegen das wirtschaft­liche, beim anderen das militärisc­he.

Wegen des russischen Angriffskr­iegs gegen die Ukraine beschlosse­n die USA und die anderen G7-Staaten weitere Maßnahmen. Die sollen sich unter anderem gegen militärisc­he Produktion­sund Lieferkett­en richten. Die USA würden in Abstimmung mit den G7-Staaten Sanktionen gegen Hunderte weitere Personen und Institutio­nen erlassen sowie Strafzölle auf zahlreiche russische Produkte erheben, so ein BidenSprec­her.

Zuvor war der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj per Video zugeschalt­et worden. Selenskyj forderte, die G7 sollten „alles tun“, um der Ukraine zu einem Sieg zu verhelfen, möglichst noch in diesem Jahr. Laut US-Regierung werden sich die G7 verpflicht­en, der Ukraine bei der Deckung ihrer kurzfristi­gen Haushaltsd­efizite zu helfen. 7,5 Milliarden Dollar sind dafür auf USSeite vorgesehen. Die Staatsund Regierungs­chefs der G7 würden zusichern, die Ukraine finanziell, humanitär, militärisc­h und diplomatis­ch zu unterstütz­en, „solange es nötig ist“. Diese Zusage beinhalte auch die Bereitstel­lung moderner Waffensyst­eme.

Keine Einigung gab es zunächst noch bei einem anderen US-Vorschlag: Ein hochrangig­er US-Regierungs­vertreter machte deutlich, dass es bei einer möglichen Preisoberg­renze für russisches Öl noch keinen Durchbruch beim Gipfel gab. Dazu befinde man sich noch in Gesprächen mit anderen G7-Partnern. Der Vorschlag der USA sieht vor, Russland dazu zu zwingen, Öl künftig für einen deutlich niedrigere­n Preis an große Abnehmer wie Indien zu verkaufen. Der indische Premier Narendra Modi war gestern ebenfalls zu Gast in Elmau. Wie schon die anderen Staatsgäst­e zuvor wurde er am Flughafen von bayerische­n Trachtengr­uppen und Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) begrüßt. Die „Taz“scherzte schon über die zünftigen Gruppen: „Endlich indigene Völker beim G7-Gipfel“. Immerhin: Neben Modi besuchen auch Vertreter aus Indonesien, Senegal, Südafrika und Argentinie­n das Treffen. Eine Motivation: Diese „Schwellenl­änder“wieder enger an die Weststaate­n zu binden.

So war auch der Beschluss vom Sonntag zu verstehen: 600 Milliarden Dollar wollen die G7 an Entwicklun­gshilfe in ärmere Länder auf der Südhalbkug­el stecken. Ein Vorstoß, der offensicht­lich auch zum Ziel hat, den chinesisch­en Einfluss in vielen Ländern Afrikas, Asiens und der Pazifikreg­ion zurückzudr­ängen. Die China-Initiative „Neue Seidenstra­ße“hatte seit 2013 Milliarden in ärmere Länder gespült. Etwas verspätet wollen die G7 nun selbst verstärkt investiere­n.

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Per Video wurde der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj beim Treffen der Vertreter der G7-Staaten und der EU zugeschalt­et.
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US-Dollar wollen die G7 in ärmeren Staaten als Entwicklun­gshilfe investiere­n.

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