Häl tI nvestor Löhne zurück?
VORWURF Adler-Group soll offene Rechnungen in Höhe von 78 Millionen Euro nicht bezahlt haben
Offene Rechnungen in Höhe von 78 Millionen Euro: Der Immobilienkonzern AdlerGroup, der unter anderem Investor des Holsten-Areals ist, soll im großen Stil Rechnungen nicht bezahlt haben. Das geht aus einer Recherche von NDR und rbb hervor.
Wir merkten, die Atmosphäre ändert sich, der Ton ändert sich, die Schärfe ändert sich und die Anzüge wurden immer teurer. Stefanie von Berg (Grüne)
Den Sendern liegt nach eigener Aussage eine Liste aus dem April 2021 vor, die Hunderte Rechnungen auflistet, die die Adler-Tochter „Consus“nicht oder nicht vollständig beglichen hat. Es handle sich dabei um offene Beträge von insgesamt fast 78 Millionen Euro.
Auf der Liste sei vermerkt, welche Rechnungen Priorität hätten und welche nicht. Offenbar sei es Firmenpolitik gewesen, Zahlungen – auch an Handwerksbetriebe – so lange wie möglich hinauszuzögern. Die Adler-Group habe sich auf Anfragen der Sender hierzu nicht geäußert. In Hamburg gehören der Adler-Group gleich mehrere Grundstücke, darunter das Holsten-Areal in Altona. Auf
dem ehemaligen Brauereigelände sollte eigentlich mal das „Holsten-Quartier“mit 1300 neuen Wohnungen entstehen. Doch seit Jahren tut sich außer ein paar gelegentlichen Abrissarbeiten wenig auf der Baustelle. Offensichtlich hat das System. Die Dokumentation „Immobilienpoker – Die dubiosen Geschäfte eines Wohnungskonzerns“zeigt, wie die Adler-Tochter „Consus“überall in Deutschland Grundstücke kauft und brach liegen lässt. Der Wert des Holsten-Areals hat sich erstaunlicherweise trotzdem gesteigert. In dieses Dilemma hat sich die Stadt allerdings selbst manövriert. Als die Firma Carlsberg das 86.000 Quadratmeter große Holsten-Gelände 2016 verkaufte, nutzte die Stadt ihr Vorkaufsrecht nicht. Der Deal: „Carlsberg“durfte an den Höchstbietenden verkaufen und blieb dafür in Hamburg. Seitdem wurde spekuliert, was das Zeug hielt. Aus einem Grundstückswert von 67 Millionen im Jahr 2016 wurden plötzlich rund 364 Millionen im Jahr 2021.
„Wir merkten, die Atmosphäre
ändert sich, der Ton ändert sich, die Schärfe ändert sich und die Anzüge wurden immer teurer“, sagt die Altonaer Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) in dem Beitrag. Ihrer Ansicht nach müsse etwas in der Bundesgesetzgebung verändert werden, um die sogenannten „Share Deals“zu verhindern.
Dabei kaufen sich Unternehmen nicht direkt ein Grundstück, sondern Unternehmensanteile. So gehört die Immobilie ihnen letztendlich trotzdem. Die Stadt kann keinen Gebrauch vom
Vorkaufsrecht machen. Wie soll es weitergehen? „Unsere Forderung ist, dem Investor kein Baurecht zu erteilen“, sagt Theo Bruns von der Bürgerinitiative „Knallt am Dollsten“in der Dokumentation. Derzeit liegen die Verhandlungen zwischen dem Bezirk und der AdlerGroup auf Eis. Hintergrund sind Betrugsvorwürfe gegen den Konzern, die selbst die Wirtschaftsprüfer von KPMG nicht widerlegen konnten. Die Stadt prüft seit Anfang Mai eigene Optionen für den Erwerb des Grundstücks.