Hamburger Morgenpost

Häl tI nvestor Löhne zurück?

VORWURF Adler-Group soll offene Rechnungen in Höhe von 78 Millionen Euro nicht bezahlt haben

- ANN-CHRISTIN BUSCH ann-christin.busch@mopo.de

Offene Rechnungen in Höhe von 78 Millionen Euro: Der Immobilien­konzern AdlerGroup, der unter anderem Investor des Holsten-Areals ist, soll im großen Stil Rechnungen nicht bezahlt haben. Das geht aus einer Recherche von NDR und rbb hervor.

Wir merkten, die Atmosphäre ändert sich, der Ton ändert sich, die Schärfe ändert sich und die Anzüge wurden immer teurer. Stefanie von Berg (Grüne)

Den Sendern liegt nach eigener Aussage eine Liste aus dem April 2021 vor, die Hunderte Rechnungen auflistet, die die Adler-Tochter „Consus“nicht oder nicht vollständi­g beglichen hat. Es handle sich dabei um offene Beträge von insgesamt fast 78 Millionen Euro.

Auf der Liste sei vermerkt, welche Rechnungen Priorität hätten und welche nicht. Offenbar sei es Firmenpoli­tik gewesen, Zahlungen – auch an Handwerksb­etriebe – so lange wie möglich hinauszuzö­gern. Die Adler-Group habe sich auf Anfragen der Sender hierzu nicht geäußert. In Hamburg gehören der Adler-Group gleich mehrere Grundstück­e, darunter das Holsten-Areal in Altona. Auf

dem ehemaligen Brauereige­lände sollte eigentlich mal das „Holsten-Quartier“mit 1300 neuen Wohnungen entstehen. Doch seit Jahren tut sich außer ein paar gelegentli­chen Abrissarbe­iten wenig auf der Baustelle. Offensicht­lich hat das System. Die Dokumentat­ion „Immobilien­poker – Die dubiosen Geschäfte eines Wohnungsko­nzerns“zeigt, wie die Adler-Tochter „Consus“überall in Deutschlan­d Grundstück­e kauft und brach liegen lässt. Der Wert des Holsten-Areals hat sich erstaunlic­herweise trotzdem gesteigert. In dieses Dilemma hat sich die Stadt allerdings selbst manövriert. Als die Firma Carlsberg das 86.000 Quadratmet­er große Holsten-Gelände 2016 verkaufte, nutzte die Stadt ihr Vorkaufsre­cht nicht. Der Deal: „Carlsberg“durfte an den Höchstbiet­enden verkaufen und blieb dafür in Hamburg. Seitdem wurde spekuliert, was das Zeug hielt. Aus einem Grundstück­swert von 67 Millionen im Jahr 2016 wurden plötzlich rund 364 Millionen im Jahr 2021.

„Wir merkten, die Atmosphäre

ändert sich, der Ton ändert sich, die Schärfe ändert sich und die Anzüge wurden immer teurer“, sagt die Altonaer Bezirksamt­sleiterin Stefanie von Berg (Grüne) in dem Beitrag. Ihrer Ansicht nach müsse etwas in der Bundesgese­tzgebung verändert werden, um die sogenannte­n „Share Deals“zu verhindern.

Dabei kaufen sich Unternehme­n nicht direkt ein Grundstück, sondern Unternehme­nsanteile. So gehört die Immobilie ihnen letztendli­ch trotzdem. Die Stadt kann keinen Gebrauch vom

Vorkaufsre­cht machen. Wie soll es weitergehe­n? „Unsere Forderung ist, dem Investor kein Baurecht zu erteilen“, sagt Theo Bruns von der Bürgerinit­iative „Knallt am Dollsten“in der Dokumentat­ion. Derzeit liegen die Verhandlun­gen zwischen dem Bezirk und der AdlerGroup auf Eis. Hintergrun­d sind Betrugsvor­würfe gegen den Konzern, die selbst die Wirtschaft­sprüfer von KPMG nicht widerlegen konnten. Die Stadt prüft seit Anfang Mai eigene Optionen für den Erwerb des Grundstück­s.

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Die Initiative „Knallt am dollsten“vor dem Altonaer Rathaus. Sie fordert, dem Investor kein Baurecht zu erteilen.
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Der Abriss des Holsten-Areals geht voran, doch der Investor steckt in Schwierigk­eiten.
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