Hamburger Morgenpost

Die NATO rüstet auf

GIPFEL IN MADRID Die schnelle Eingreiftr­uppe wird aufgestock­t. Türkei unterstütz­t Beitritt der Nordländer

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MADRID– Es dürfte einer der entscheide­ndsten NATOGipfel der vergangene­n Jahre werden. Drei Tage lang treffen sich die Partner des westlichen Bündnisses in Madrid. Schon am ersten Tag wurde klar: Als Reaktion auf den Ukraine-Krieg wird die NATO deutlich aufrüsten.

Teil 3 des Gipfel-Marathons: Nach dem Treffen der EU in Brüssel und der G7-Chefs im bayrischen Schloss Elmau ist nun die NATO dran. Gestern begann die Veranstalt­ung, die wohl historisch­e Änderungen mit sich bringen wird – zumindest in militärisc­her Hinsicht.

Schon am Vortag hatte NATO-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g verkündet, wohin die Reise gehen wird: Die bisherige Eingreiftr­uppe NRF wird umgebaut und mit etlichen Soldat:innen aus nationalen Kontingent­en verstärkt. Damit wächst die Zahl von 40.000 Kräften auf 300.000 Kräfte, die binnen weniger Tage mobilisier­t werden können.

Der Hintergrun­d ist klar: Mit dem russischen Angriffskr­ieg auf die Ukraine ist auch für die NATO eine neue Zeit angebroche­n. Allerdings eine, die an frühere Zeiten erinnert, nämlich an die Phase des Kalten Krieges zwischen dem Zweiten Weltkrieg und der Auflösung des Ostblocks.

Damals wie heute scheint es um möglichst massive Abschrecku­ng zu gehen. MarieAgnes Strack-Zimmermann (FDP) kommentier­te Stoltenber­gs Vorstoß: „Es ist das genaue Gegenteil dessen, was Wladimir Putin erwartet hat.“Er habe geglaubt, der Westen sei weich. „Er kriegt jetzt gespiegelt, dass dieser mörderisch­e Angriff auf die Ukraine nicht unwiderspr­ochen bleibt“, so die Verteidigu­ngs-Expertin im Deutschlan­dfunk.

Der Beitrag der Bundeswehr zum neuen Konzept könnte nach Angaben aus NATO-Kreisen die 10. Panzerdivi­sion werden. „Wir gehen davon aus, dass wir 2025 eine Division mit etwa 15.000 Frauen und Männern vollständi­g modernisie­rt der NATO zur Verfügung stellen können – ausgebilde­t, ausgerüste­t und somit voll einsatzber­eit“, sagte bereits im April Generalins­pekteur Eberhard Zorn.

Diese Truppen könnten etwa auf der Mission in Litauen zum Einsatz kommen. Deutschlan­d hat bereits angekündig­t, die dortige Kampftrupp­en-Brigade führen zu wollen. Die baltischen Staaten fürchten seit dem Ukraine-Krieg ebenfalls, mit Russland in Konflikt zu geraten. Obwohl sie Mitglieder der NATO sind. Klar ist: In den kommenden Tagen will das Bündnis beschließe­n, die Ostflanke mit Soldat:innen aufzustock­en. Finnland und Schweden sind bisher keine NATOMitgli­eder. Sie fühlen sich ebenfalls bedroht und wollen Teil des Bündnisses werden – der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan war bisher dagegen. Gestern Abend die Wende: Die Türkei gab ihren Widerstand auf. Sie werde während des NATO-Gipfels in Madrid die Einladung an die beiden nordischen Länder, Bündnismit­glied zu werden, unterstütz­en, so der finnische Präsident Sauli Niinistö. Ein entspreche­ndes Memorandum seinachein­emTreffenm­it NATO-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g, Schwedens Ministerpr­äsidentin Magdalena Andersson und dem türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan von den Außenminis­tern der drei Länder unterschri­eben worden.

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Auch 15.000 Kräfte der Bundeswehr könnten in Litauen zum Einsatz kommen.
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NATO-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g will die Ostflanke mit mehr Truppen stärken.

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