Hamburger Morgenpost

PUA: Heute der ScholzShow­down im Rathaus

Bundeskanz­ler erneut Zeuge – erinnert er sich besser?

- Von ANN-CHRISTIN BUSCH

Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) muss heute vor dem Parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss zum CumEx-Skandal um die WarburgBan­k aussagen – zum zweiten Mal. Inzwischen liegen weitere Hinweise für eine mögliche politische Einflussna­hme zum Vorteil der Bank auf dem Tisch, zu denen er Stellung beziehen soll. Die MOPO erklärt, wie die Befragung ablaufen wird.

Schon vor dem Rathaus könnte es hoch hergehen, denn die „Bürgerbewe­gung Finanzwend­e“hat angekündig­t, vor Ort eine Aktion zu starten. „Olaf Scholz muss jetzt reinen Tisch machen, am besten gleich morgen im Untersuchu­ngsausschu­ss“, forderte Vorstand Gerhard Schick am Donnerstag. Zur Erinnerung: 2016 ließ Hamburg 47 Millionen an Steuern aus Cum-Ex-Geschäften der Warburg-Bank verjähren, weil eine Steuerhint­erziehung nicht nachweisba­r gewesen sei. Der Parlamenta­rische Untersuchu­ngsausschu­ss soll den Vorwurf der möglichen Einflussna­hme führender SPDPolitik­er auf die Entscheidu­ngen des Finanzamts klären.

Scholz war zu dieser Zeit Hamburger Bürgermeis­ter und hatte sich vor der Entscheidu­ng des Finanzamts mehrfach mit dem Bank-Mitinhaber Christian Olearius getroffen. Gegen Olearius liefen da bereits Ermittlung­en wegen des Verdachts auf schwere Steuerhint­erziehung.

Eine Einflussna­hme auf den Steuerfall Warburg hatte Scholz in seiner ersten Befragung im Ausschuss im April 2021 zurückgewi­esen. An Details der Gespräche könne er sich aber nicht erinnern, sagte er damals. Gegen 14 Uhr wird Scholz am Freitag den Plenarsaal des Hamburger Rathauses betreten und auf der Senatsseit­e Platz nehmen, genau dort also, wo er auch als damaliger Hamburger Bürgermeis­ter saß. Der Ausschussv­orsitzende Mathias Petersen (SPD) eröffnet die Sitzung und wird mit Scholz einen Fragenkata­log durchgehen.

Die Fragen wurden zuvor gemeinsam von den Ausschussm­itgliedern aller Fraktionen festgelegt. Hier könnten zum Beispiel noch einmal die zuletzt aufgetauch­ten Ausschnitt­e aus Chats zur Sprache kommen, in denen die für die Warburg-Bank zuständige Finanzbeam­tin von einem „teuflische­n Plan“ sprach. Auch die Hinweise auf verschwund­ene Mails im Finanzamt und Scholz’ widersprüc­hliche Aussagen zu seinen fehlenden Erinnerung­en an die Treffen mit Olearius könnten thematisie­rt werden.

Im Anschluss folgt eine Art Kreuzverhö­r, bei dem die Ausschussm­itglieder der einzelnen Fraktionen nacheinand­er zusätzlich­e Fragen an Scholz stellen können. Hier nimmt in der Regel vor allem die Regierungs­opposition die Zeugen in die Mangel. CDU und Linke werden versuchen Scholz’ Gedächtnis mit gezielten Fragen zu den Treffen mit Olearius auf die Sprünge zu helfen.

„Scholz lügt“, ist sich CDU-Ausschussm­itglied Richard Seelmaecke­r im „Spiegel“-Interview am Donnerstag sicher. Es geht um drei Gespräche, für die Scholz eine „komplette Amnesie“vorgebe. „Das ist bei diesem brisanten Hintergrun­d schlichtwe­g ausgeschlo­ssen“, so Seelmaecke­r. Die Grünen üben sich als Koalitions­partner der SPD in Hamburg meist in vorsichtig­erer Kritik. Die SPD-Abgeordnet­en werden voraussich­tlich versuchen, Scholz aus der Schusslini­e zu bringen und Argumente für eine mögliche politische Einflussna­hme zu entkräften. Die Befragung kann erfahrungs­gemäß mehrere Stunden dauern. Eine Live-Übertragun­g im Internet wird es nicht geben. Vor Ort dürfen nur angemeldet­e Medienvert­reterinnen und Medienvert­reter anwesend sein – auch die MOPO wird berichten.

CDU und Linke werden versuchen, Scholz’ Gedächtnis mit gezielten Fragen zu den Treffen mit Olearius auf die Sprünge zu helfen.

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Nicola und Ulrich Hari kämpfen dafür, dass der Hummelsbüt­teler SV einen Kunstrasen­platz bekommt.
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Im Plenarsaal des Rathauses wird Scholz heute befragt.

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