Hamburger Morgenpost

Pures und rührendes Konzert-Gück!

KRITIK The Interrupte­rs begeistert­en die ausverkauf­te Markthalle

- FREDERIKE ARNS frederike.arns@mopo.de

„Hallo, da bist du ja endlich wieder!“Wenn man so vom Personal mit offenen Armen auf der Markthalle­n-Treppe empfangen wird, weiß man da schon, dass das ein wundervoll­er Abend wird. Nach Hause kommen – als hätte es diese verdammte Pandemie gar nicht gegeben. Genau so geschehen am Mittwoch beim Konzert der kalifornis­chen Ska-Punk-Band The Interrupte­rs.

Man schiebt sich durch die Menge – mit sehr vielen Leuten im feinen Fred-Perry-Polo-Zwirn, mit Flatcaps und Iros sowie Band-Shirts von Cock Sparrer, Rancid, Gorilla Biscuits und Co. Und kaum ist man auf seinem seitlichen Podestplat­z angekommen, läuft einem der eigene Schweiß schon über den Rücken. So soll es sein – heiße, ausverkauf­te, legendäre, geliebte Markthalle! Als The Interrupte­rs ihren ersten Song „Take Back The Power“spielen, nimmt das Publikum Frontfrau Aimee erst mal den Gesang weg und grölt den Text aus vollem Herzen. Die Band bedankt sich mit ungläubige­m „Thank you! Thank you! Thank you!“. Es folgen andere Smash-Hits wie „Title Holder“und „She Got Arrested“, bei denen Aimee unter Beweis stellt, dass sie eine der besten kratzigen und tiefen Rock’n’Roll-Stimmen überhaupt hat. In Kombinatio­n mit dem geilen Spiel des Posauniste­n und den Chören der Familien-Band – die drei Bivona-Brüder, darunter Zwillinge; Aimee und der Nicht-Zwilling Kevin sind zudem ein Ehepaar – eine echte Naturgewal­t!

Die Menge skankt, pogt, crowdsurft, wirft Bierbecher und bildet Circle-Pits, dass die Decken-Ventilator­en sinnlos drehen. Zum Glück bespritzt ein Markthalle­n

Crewmitgli­ed immerhin die erste Reihe mit Wasser! Es kommt der gemeinsame Song „Got Each Other“mit Rancid (Frontmann Tim Armstrong ist der größte Förderer der Interrupte­rs) und es werden Hits vom legendären Punk-Label „Epitaph“gecovert – darunter auch Bad Religions „Sorrow“. Aber bei dieser grandiosen Spaß-Ska-Party kommt auch der sehr ernste Band-Unterbau zum Vorschein: Auf dem neuen Album „In The Wild“verarbeite­t Aimee nämlich schwere Kindheits-Traumata und ihre Depression­en.

Die Band erwähnt noch, dass sie ihre allererste Deutschlan­d-Show einst schon in der Markthalle spielte und dass diese Show die erste ausverkauf­te der ganzen Tour war, um sich dann mit „She’s Kerosene“zu verabschie­den. Was war das nur für ein absolut pures und rührendes KonzertGlü­ck!

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 ?? ?? Ska-Fest in der Markthalle: Kevin Bivona (35) und Aimee „Interrupte­r“Allen (40) sind Interrupte­rsBandmitg­lieder und gleichzeit­igein Ehepaar.
Ska-Fest in der Markthalle: Kevin Bivona (35) und Aimee „Interrupte­r“Allen (40) sind Interrupte­rsBandmitg­lieder und gleichzeit­igein Ehepaar.

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