Hamburger Morgenpost

„Mehr Nutten, mehr Koks — scheiß auf die Erdbeeren!“

Teil zwei von Mary Roos’ und Wolfgang Treppers Schlagerre­vue

- Von KATJA SCHWEMMERS

Nicht wenige hatten den beiden von einem zweiten Teil ihrer Schlagerre­vue abgeraten. „Ihr könnt dabei nur verlieren“, habe es immer wieder aus ihrem Umfeld geheißen, offenbart Kabarettis­t Wolfgang Trepper am Mittwoch im Schmidts Tivoli. 270 Vorstellun­gen haben der König des Verrisses und Mary Roos, die Grande Dame des Schlagers, von „Nutten, Koks und frische Erdbeeren“seit April 2015 gespielt. Und das hat Folgen.

Vicky Leandros gehe nicht mehr ans Telefon, wenn sie anrufe, beklagt Roos. Und Andrea Berg mache eh einen großen Bogen um die beiden. Gerade deshalb gibt es nun die Fortsetzun­g, die folgericht­ig „Mehr Nutten, mehr Koks – scheiß auf die Erdbeeren!“heißt. „Weil uns macht das Spaß!“, sagt Trepper am Ende der PremierenS­how. Gemessen am Applaus sind sie damit nicht allein. Die Formel für die vergnüglic­hen zweieinhal­b Stunden ist dieselbe geblieben: „Bad Cop“Trepper ist der Bissigböse, der alles und jeden durch den Kakao zieht – und besonders auch seine Mitstreite­rin. „Good Cop“Mary Roos glänzt mit schönen Songs und glamourös funkelnder Garderobe. Begleitet wird sie von „der gleichen polnischen Schrammelk­apelle wie beim letzten Mal“, so Trepper.

Klar, das Überraschu­ngsmoment fehlt in dieser Fortsetzun­g, wenn er seine derben Neckereien Richtung „Rosemarie“schickt. Aber zum Lachen reicht es allemal, als er erklärt, dass „die Alte“kein Biofleisch äße, weil sie alle Konservier­ungsstoffe bräuchte, die sie kriegen könnte. Es ist Trepper, der sich als alter weißer Mann entpuppt, indem er in Sachen Humor auch im Jahr 2022 Bodyshamin­g auf die Karte setzt. Bei ihm sind dumme Kinder immer dick. „Man fragt eine Frau nicht, wie alt sieist.Wievielwie­genSie?“Damit hat er die Lacher wieder auf seiner Seite. Roos, eigentlich schon in Schlagerre­nte, hat ihre eigene Definition von Alter. „Alt ist man erst, wenn der Bürgermeis­ter zum Geburtstag vorbeikomm­t“, sagt sie. „Wieso ist dann der Bürgermeis­ter noch nicht da?“, frotzelt Trepper und spielt auf die Cum-Ex-Affäre an: „Der muss noch seine Bankschlie­ßfächer überprüfen.“Das trifft in Hamburg den richtigen Boden. Trepper begibt sich auf nostalgisc­h stimmende Reise durch die Welt der TV-Shows und Werbesprüc­he der 70er und 80er. Nach seinen Ausführung­en kann man mit dem unnützen Wissen prahlen, warum Ricky Shayne zwei Mal für einen „Bravo“-Starschnit­t posierte und ABBA lediglich 7000 Mark für einen Haarspray-Spot bekamen. Den wohl schönsten Moment des Abends aber liefert Mary, als sie das Lied zum Serien-Hit „Pinocchio“darbietet. „Kleines Püppchen, freches Bübchen. Wo hat man dich zuletzt gesehen?“Zeilen, die ausnahmswe­ise nicht auf Trepper gemünzt waren.

 ?? ?? Schmidts Tivoli: bis 28.8., Di/ Do 19.30 Uhr, Mi 19 Uhr, Fr/Sa 20 Uhr, ab 43,60 Euro
Schmidts Tivoli: bis 28.8., Di/ Do 19.30 Uhr, Mi 19 Uhr, Fr/Sa 20 Uhr, ab 43,60 Euro
 ?? ?? Perfekte Kollegen: Mary Roos und Wolfgang Trepper. Auf der Bühne sind sie wilder ...
Perfekte Kollegen: Mary Roos und Wolfgang Trepper. Auf der Bühne sind sie wilder ...

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