„Das gehört nicht in
RIVALITÄT St. Paulis Spiel in Rostock unter besonderen Vorzeichen. Keinerlei Verständnis für gewalttätige Fans
Es ist wahrhaftig kein gutes Zeichen, wenn vor einem Fußballspiel selbiges eher sekundär wichtig erscheint. Im Vorfeld des Gastspiels des FC St. Pauli am Sonntag bei Hansa Rostock dominiert die Sorge um die Sicherheit der mitreisenden Fans und ist Bestandteil einer Debatte, die gerade erst beziehungsweise endlich ins Rollen kommt.
Timo Schultz ist Fußballer vom Scheitel bis zur Sohle. Dass dieser Tage aber vordergründig darüber diskutiert werden muss, ob Zuschauer unversehrt ein Spiel im Stadion verfolgen können, lässt ihn mit dem Kopf schütteln. „Ich kann es bis
heute nicht verstehen“, gestand St. Paulis Coach: „Wenn ich ins Stadion gehe, dann, weil ich ein Fußballspiel sehen und Spaß haben will, weil ich mich für die Sportart interessiere und gern mit Menschen zusammen bin.“Fußball, ergänzte er, solle ja auch verbinden. „Da vorm Spiel eigentlich die Gewissheit zu haben, dass es krachen wird, dass es zu Gewaltausbrüchen kommt, das gehört nicht in unsere Gesellschaft. Aber es ist leider Teil davon und man muss sich damit beschäftigen.“
Wie Patrick Gensing, seines Zeichens Leiter der Kiezklub-Medienabteilung. „Es gibt vor solchen Spielen natürlich umfangreiche Gespräche auf allen möglichen Ebenen“, erklärte er und sprach von einer „sehr komplexen Realität. Dass wir jetzt als FC St. Pauli nicht die Möglichkeit haben, der Deutschen Bahn zu sagen, wir brauchen einen Sonderzug und wir bezahlen das auch und dann steht der da – so ist es leider nicht“. Man hoffe, sagte Gensing, dass die 2000 Fans, die aus oben genanntem Grund mit einem Regelzug anreisen müssen, auch im Stadion ankommen. Immerhin habe es die Situation entspannt, dass es für aus dem Umland anreisende Hansa-Fans nun einen Entlastungszug geben wird. Dadurch sei immerhin „schonmal abgefedert, dass auch Hansa-Fans in den Zug einsteigen werden, in dem unsere Fans sein werden“. Trotzdem habe man sich gewundert, wo der Entlastungszug plötzlich herkomme. „Günstiger wäre es gewesen, es gäbe einen Entlastungszug von Hamburg aus.“Insgesamt habe man es mit einem Problem zu tun, „das wir bei der DFL-Generalversammlung auch platziert haben, was den Umgang mit Auswärtsfans betrifft. Wir haben das ja jetzt in Wolfsburg erlebt, wir haben das letzte Spiel in Rostock noch vor Augen, wo es auch einen Polizeieinsatz gab, der aus unserer Sicht sehr fragwürdig war“. Die DFL sei sehr offen dafür, dass man mit den zuständigen Behörden und den Fans in einen Dialog komme, „um da grundlegend drüber nachzudenken: Kann es sein, dass da Bürgerrechte auch einfach komplett außer Kraft gesetzt werden“.
Um so etwas am Sonntag zu verhindern, steht Gensings Abteilung im Austausch mit dem Fanladen „um zu dokumentieren, falls Dinge passieren, die man gegebenenfalls natürlich auch ansprechen würde“. Aber er wolle den Teufel nicht an die Wand malen. „Häufig ist es gerade bei solchen Spielen, wo im Vorfeld besonders viel darüber geschrieben und gesprochen wird, dass es bestimmt ganz, ganz schlimm wird, so, dass dann erstaunlich wenig passiert.“