Hamburger Morgenpost

„Das gehört nicht in

RIVALITÄT St. Paulis Spiel in Rostock unter besonderen Vorzeichen. Keinerlei Verständni­s für gewalttäti­ge Fans

- VON ST. PAULI BERICHTET STEFAN KRAUSE stefan.krause@mopo.de

Es ist wahrhaftig kein gutes Zeichen, wenn vor einem Fußballspi­el selbiges eher sekundär wichtig erscheint. Im Vorfeld des Gastspiels des FC St. Pauli am Sonntag bei Hansa Rostock dominiert die Sorge um die Sicherheit der mitreisend­en Fans und ist Bestandtei­l einer Debatte, die gerade erst beziehungs­weise endlich ins Rollen kommt.

Timo Schultz ist Fußballer vom Scheitel bis zur Sohle. Dass dieser Tage aber vordergrün­dig darüber diskutiert werden muss, ob Zuschauer unversehrt ein Spiel im Stadion verfolgen können, lässt ihn mit dem Kopf schütteln. „Ich kann es bis

heute nicht verstehen“, gestand St. Paulis Coach: „Wenn ich ins Stadion gehe, dann, weil ich ein Fußballspi­el sehen und Spaß haben will, weil ich mich für die Sportart interessie­re und gern mit Menschen zusammen bin.“Fußball, ergänzte er, solle ja auch verbinden. „Da vorm Spiel eigentlich die Gewissheit zu haben, dass es krachen wird, dass es zu Gewaltausb­rüchen kommt, das gehört nicht in unsere Gesellscha­ft. Aber es ist leider Teil davon und man muss sich damit beschäftig­en.“

Wie Patrick Gensing, seines Zeichens Leiter der Kiezklub-Medienabte­ilung. „Es gibt vor solchen Spielen natürlich umfangreic­he Gespräche auf allen möglichen Ebenen“, erklärte er und sprach von einer „sehr komplexen Realität. Dass wir jetzt als FC St. Pauli nicht die Möglichkei­t haben, der Deutschen Bahn zu sagen, wir brauchen einen Sonderzug und wir bezahlen das auch und dann steht der da – so ist es leider nicht“. Man hoffe, sagte Gensing, dass die 2000 Fans, die aus oben genanntem Grund mit einem Regelzug anreisen müssen, auch im Stadion ankommen. Immerhin habe es die Situation entspannt, dass es für aus dem Umland anreisende Hansa-Fans nun einen Entlastung­szug geben wird. Dadurch sei immerhin „schonmal abgefedert, dass auch Hansa-Fans in den Zug einsteigen werden, in dem unsere Fans sein werden“. Trotzdem habe man sich gewundert, wo der Entlastung­szug plötzlich herkomme. „Günstiger wäre es gewesen, es gäbe einen Entlastung­szug von Hamburg aus.“Insgesamt habe man es mit einem Problem zu tun, „das wir bei der DFL-Generalver­sammlung auch platziert haben, was den Umgang mit Auswärtsfa­ns betrifft. Wir haben das ja jetzt in Wolfsburg erlebt, wir haben das letzte Spiel in Rostock noch vor Augen, wo es auch einen Polizeiein­satz gab, der aus unserer Sicht sehr fragwürdig war“. Die DFL sei sehr offen dafür, dass man mit den zuständige­n Behörden und den Fans in einen Dialog komme, „um da grundlegen­d drüber nachzudenk­en: Kann es sein, dass da Bürgerrech­te auch einfach komplett außer Kraft gesetzt werden“.

Um so etwas am Sonntag zu verhindern, steht Gensings Abteilung im Austausch mit dem Fanladen „um zu dokumentie­ren, falls Dinge passieren, die man gegebenenf­alls natürlich auch ansprechen würde“. Aber er wolle den Teufel nicht an die Wand malen. „Häufig ist es gerade bei solchen Spielen, wo im Vorfeld besonders viel darüber geschriebe­n und gesprochen wird, dass es bestimmt ganz, ganz schlimm wird, so, dass dann erstaunlic­h wenig passiert.“

 ?? ?? Im Jahr 2008 gingen Fans beider Lager in Rostock im Stadion aufeinande­r los. Bilder, die sich nicht wiederhole­n sollen.
Im Jahr 2008 gingen Fans beider Lager in Rostock im Stadion aufeinande­r los. Bilder, die sich nicht wiederhole­n sollen.
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Rostock - St. Pauli (Sonntag, 13.30 Uhr, live bei Sky)
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