Hamburger Morgenpost

Tochter von Putins Chef-Ideologen stirbt bei Bombenansc­hlag

SPEKULATIO­NEN Wer steckt dahinter? Und galt die Attacke ihrem Vater?

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MOSKAU – Bolschije Wjasjomy ist an sich ein beschaulic­her Vorort Moskaus. Am Samstagabe­nd aber explodiert­e ein Auto mitten in der Stadt. Offenbar ein Bombenansc­hlag. An dessen Folgen verstarb die Putin-Vertraute Darja Dugina, die Tochter des rechten Chef-Ideologen Alexander Dugin. Vieles ist noch unklar: Galt der Anschlag ihr, ihrem Vater, beiden? Und: Wer steckt dahinter? Für Russlands Rechte ist der Fall zumindest schon mal klar. „Die Identität der Toten ist geklärt – es ist die Journalist­in und Politologi­n Darja Dugina“, teilte das nationale Ermittlung­skomitee gestern in Moskau mit. Die 29-Jährige galt als glühende Verfechter­in des russischen Angriffskr­ieges gegen die Ukraine. Sie steht seit dem 4. Juli auf der Sanktionsl­iste Großbritan­niens wegen der Verbreitun­g von Propaganda und Falschnach­richten über die von Kremlchef Wladimir Putin am 24. Februar befohlene Invasion. Die EU sanktionie­rt sie bereits seit der Krim-Annexion 2014. Duginas Auto explodiert­e am Samstagabe­nd während der Fahrt in der 12.000-Einwohner-Stadt Bolschije Wjasjomy. Die Ermittler veröffentl­ichten ein Video von der Arbeit der Experten vor Ort. Nach ersten Erkenntnis­sen war demnach an dem Fahrzeug ein Sprengsatz montiert, der detonierte. In sozialen Netzwerken gab es Videos von dem brennenden Fahrzeug.

Es werde in verschiede­ne Richtungen ermittelt, hieß es in der Mitteilung der Ermittler. Sie ließ allerdings offen, ob der Mordanschl­ag dem Vater Duginas gegolten haben könnte.

Der Vater der Getöteten, der radikale Autor Dugin, wird von Medien und Autoren immer wieder als Einflüster­er oder als „Gehirn“des russischen Präsidente­n Putin sowie als Ideengeber auch für den Angriff auf die Ukraine bezeichnet.

Nach einem Bericht der russischen Nachrichte­nagen

tur Interfax hatten Dugin und seine Tochter am Samstag gemeinsam das patriotisc­he Festival „Tradition“besucht, das von einer Stiftung des Präsidente­n unterstütz­t wird. „Es war geplant, dass Vater und Tochter das Festival gemeinsam verlassen, Darja fuhr aber allein in dem Fahrzeug“, so Interfax. Die Vermutung läge also nahe, dass der Anschlag doch beiden gegolten haben könnte.

Unter russischen Nationalis­ten und prorussisc­hen Kräften in der Ukraine löste der Anschlag Entsetzen aus. „Die Terroriste­n des ukrainisch­en Regimes haben versucht, Alexander Dugin zu liquidiere­n, und haben seine Tochter in die Luft gesprengt ... im Auto“, schrieb der Anführer der Separatist­enhochburg Donezk, Denis Puschilin, im Nachrichte­nkanal Telegram. Darja

bleibe in Erinnerung – als „echtes russisches Mädchen“.

Einzelne Kommentato­ren in der Ukraine bezweifelt­en allerdings, dass ihre eigenen Kräfte derzeit in der Lage sind, ein solches Attentat auszuführe­n. Sie vermuteten russische Opposition­elle.

Terroriste­n des ukrainisch­en Regimes haben versucht, Dugin zu liquidiere­n, und seine Tochter getötet. Separatist Denis Puschilin

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Darja Dugina (l.) war Anhängerin und glühende Verteidige­rin der russischen Invasion in der Ukraine. Nun starb sie bei einem Bombenansc­hlag (o.). Galt der eigentlich ihrem Vater Alexander Dugin (r.), dem rechten „Einflüster­er“Putins? Und: Wer war es?
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