RBB-Krise spitzt sich weiter zu
Redakteure fordern Rücktritt der Führung
Es ist ein beispielloser Vorgang in der ARD-Geschichte. In der Krise beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) gehen die Intendanten einen nie da gewesenen Schritt – und distanzieren sich scharf von der Spitze des Senders. Der Vorwurf: Die RBB-Leitung arbeite die Affäre um Filz und Vetternwirtschaft rund um die abberufene Senderchefin Patricia Schlesinger nicht hinreichend und nicht transparent genug auf. ARD-Chef und WDR-Intendant Tom Buhrow sagte, die Intendantenriege habe das Vertrauen in die aktuelle Geschäftsleitung des Senders verloren. Wenig später forderten die Vertreter der RBB-Redakteure den sofortigen Rücktritt der Führung. Am Samstag war bereits Friederike von Kirchbach zurückgetreten, bis dahin Vorsitzende des Rundfunkrates, eines Kontrollgremiums. Und die Geschäftsleitung? Bisher noch keine öffentliche Reaktion. Buhrow, der die Geschäfte seit Schlesingers Rücktritt führt, sieht die Situation bei der kleineren ARDAnstalt in Berlin und Brandenburg so: „Es scheint so instabil, dass man sagen kann, es besteht die Gefahr, dass sich die Strukturen des RBB anfangen aufzulösen.“Heute soll sich das zweite Kontrollgremium, der RBB-Verwaltungsrat, treffen. Es wird um die Vertragsauflösung Schlesingers gehen, die vor einer Woche vom Rundfunkrat als Intendantin abberufen worden war. Dann soll auch klar sein, ob die 61-Jährige eine Abfindung bekommt. Es gilt zwar die Unschuldsvermutung, aber die Enthüllungen des „Business Insiders“zeichnen das Bild einer Welt, in der man an der Spitze offenbar schalten und walten konnte – ohne ein Korrektiv, das sich durchsetzen konnte. Die Rede ist bereits von einem „System Schlesinger“.