Hamburger Morgenpost

Nach fünf Monaten: JuLi-Chefin wirft hin

ZOFF IN DER FDP Bardenhewe­r fühlt sich massiv unter Druck gesetzt

- Von FLORIAN BOLDT und FREDERIK MITTENDORF­F

Erst im März 2022 ist Theresa Bardenhewe­r als Chefin des Hamburger FDP-Nachwuchse­s Junge Liberale (JuLis) angetreten. Nicht einmal ein halbes Jahr später ist schon wieder Schluss – die 26-Jährige erklärte am Freitagabe­nd ihren Rücktritt vom Amt. Sie sei massiv unter Druck gesetzt und ihre Arbeit sogar sabotiert worden.

Der Streit in der Hamburger FDP erreicht eine neue Eskalation­sstufe. „In den letzten Monaten musste ich die hässliche Seite der Politik kennenlern­en und mich gegen persönlich­e Angriffe wehren“, erklärt Theresa Bardenhewe­r ihren Rücktritt als JuLi-Vorsitzend­e in einem Schreiben, das der MOPO vorliegt. Sie sei frustriert, ihre Zeit „nicht in inhaltlich­e Arbeit, sondern in so einen absurden Streit mit dem FDP-Präsidium stecken zu müssen“.

Von Anfang an habe das Präsidium sie unter Druck gesetzt. Im Juni scheiterte ein Misstrauen­svotum gegen sie und Stellvertr­eter Nils Knoben deutlich – mutmaßlich waren diese Abwahlantr­äge aus dem Lager des FDP-Präsidiums initiiert worden. Auch sei es dazu gekommen, dass Machtposit­ionen missbrauch­t würden, „um psychische­n Druck auf ihre fleißigste­n Wahlkämpfe­r:innen auszuüben“. Insbesonde­re beschuldig­t Bardenhewe­r den LandesFDP-Chef Michael Kruse (38) und Ria Schröder (30). Erhofft habe sie sich von der Bundestags­abgeordnet­en Unterstütz­ung im Amt der JuLi-Chefin – schließlic­h war Bardenhewe­r die erste Frau in dieser Rolle. Stattdesse­n habe es auch hier Versuche der Sabotage gegeben: Schröder habe versucht, andere Junglibera­le gegen ihre Vorsitzend­e aufzubring­en. Die Beschuldig­te weist dies wiederum gegenüber der MOPO deutlich zurück: „Die verletzend­en Anwürfe gegen mich weise ich zurück. Sie entbehren jeder Grundlage. Den Rücktritt von Theresa bedauere ich und wünsche ihr persönlich alles Gute.“Auch Michael Kruse sagt der MOPO, dass die Vorwürfe keine Grundlage besäßen. „Unsere Hand bleibt für Gespräche ausgestrec­kt. Den Rücktritt von Frau Bardenhewe­r bedauern wir und wünschen ihr alles Gute.“Auslöser des Zerwürfnis­ses in der Hamburger FDP war ein Disput zwischen Michael Kruse und Bardenhewe­rs Vorgänger Carl CevinKey Coste (26). Letzterer hatte Kruses Ankündigun­g, gegen die Hamburger Hotspot-Regelung im Frühjahr zu klagen, als „PR-Aktion“bezeichnet. Unter Bardenhewe­r setzte sich der Krusekriti­sche Kurs der Junglibera­len fort – was den Landeschef offenbar nachhaltig verärgerte.

Carl Cevin-Key Coste verlor in der Folge seine Rolle als Sprecher für Innen- und Rechtspoli­tik. Gegen ihn, Bardenhewe­r, Knoben und JuLi-Pressespre­cherin Gloria Teichmann initiierte­n die Parteiober­en sogar ein Ausschluss­verfahren, das mittlerwei­le aber ausgesetzt wurde.

Gegen das Verfahren wehrte sich das Quartett mit einer Klage gegen den FDPLandesv­erband – mit anwaltlich­er Unterstütz­ung durch die liberale Politikerl­egende Gerhart Baum (89). Aktuell laufen – bisher aber erfolglos – Versuche, den Zoff ohne Verfahren zu schlichten.

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Jungen Liberalen angetreten. Erst im März ist Theresa Bardenhewe­r als Chefin der

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