Doppel-Gold überstrahlt HSV-Drama
LEICHTATHLETIK Die Frauen-Staffel sprintet zum Sieg. Webers großer Wurf. Aber zwei Hamburger Jungs sind traurig
Eine Woche lang genoss Deutschland seine HeimEM, zeitweise wie im Rausch. Und schöner hätte der Abschluss der Leichtathletik-Titelkämpfe in München kaum geraten können: Sowohl die 4 x 100-MeterStaffel der Frauen als auch Speerwerfer Julian Weber kürten sich am Sonntag zu Europameistern. Zwei Hamburger Jungs schauten zeitgleich allerdings ziemlich traurig aus der Wäsche.
Kaum eine halbe Stunde lag zwischen den beiden letzten großen Triumphen einer Woche, die der deutschen Leichtathletik neues Leben einhauchte. Erst hatte Weber (27) den Speer in seiner Heimatstadt auf starke 87,66 Meter geworfen und sich Gold gesichert. Dann zogen die deutschen Sprint-Frauen nach. Alexandra Burghardt (Burghausen), Lisa Mayer (Wetzlar), Gina Lückenkemper (Berlin) und Schlussläuferin Rebekka Haase (Wetzlar) setzten sich vor einem tobenden Publikum im Olympiastadion in 42,34 Sekunden vor Polen (42,61) und Italien (42,84) durch. Nach WM-Bronze vor wenigen Wochen in Eugene (USA) der zweite tolle Erfolg für die deutsche Staffel. Lückenkemper, die fünf Tage zuvor bereits sensationell Europameisterin über die 100 Meter geworden war, konnte ihr Glück kaum fassen und dachte im Moment des Triumphes auch an all ihre Team-Kollegen. „Man hat gesehen, was für eine unfassbar geile Perspektive die Leichtathletik in unserem Land hat“, jubilierte die 25-Jährige angesichts von insgesamt sieben Gold-, sieben Silber- und zwei Bronzemedaillen.
Gern hätten sich auch die beiden Hamburger Owen Ansah (21) und Lucas Ansah Pepra (22) mit Edelmetall dekoriert. Direkt vor dem Triumph der deutschen Frauen stand das Männer-Finale über die 4 x 100 Meter an – und endete für Deutschland mit einem Drama. Wie schon bei der WM leistete sich das DLV-Quartett einen schweren Fehler und schied aus, weil Kevin Kranz und Joshua Hartmann den ersten Wechsel verpatzten. Ansah und Ansah Pepra, die für den HSV starten und auf den Staffel-Positionen drei und vier standen, mussten das alles aus der Ferne betrachten und blieben entsetzt zurück. Im Vorlauf waren die Deutschen noch einen neuen Landesrekord gelaufen (37,97 Sekunden), nun aber ging Gold an die Briten (37,67), vor Frankreich und Polen. Glanzlichter hatte das DLV-Team auch schon am Samstag gesetzt. Da gewannen sowohl Stabhochspringer Bo Kanda Lita Baehre (Leverkusen/5,85 Meter) als auch Lea Meyer (Löningen) über die 3000 Meter Hindernis Silber.
Eine Leichtathletik-Party nach der anderen in München und mit den Gold-Erfolgen von Lückenkemper, Weber, der Frauen-Staffel, Niklas Kaul (Zehnkampf), Richard Ringer (Marathon), Konstanze Klosterhalfen (5000 Meter) und der Marathon-Frauen-Staffel sieben deutsche Total-Triumphe. Eine goldene Woche, die Hoffnung macht.