Hamburger Morgenpost

Metalparty mit Quietschee­nte und Peacezeich­en

Ausgelasse­ne Stimmung mit ernsten Zwischentö­nen beim „Elbriot“

- Von JANINA HEINEMANN

Wenn eine Masse aus meist schwarz gewandeten Leuten Richtung Großmarktg­elände strömt, ist wieder Elbriot-Zeit. So konnte man auch am Sonnabend nach zweijährig­er Coronapaus­e Tausende Metalfans – viele bereits mit einem Bierchen in der Hand – beobachten, die endlich wieder gemeinsam zu ultraschne­llen Bässen und jaulenden Gitarren im Moshpit feiern wollten.

Tatsächlic­h ist es trotz der frühen Uhrzeit (noch vor 14 Uhr) schon bei der ersten Band, den schwäbisch­en Heavy-Metallern von Kissin‘ Dynamite ziemlich voll und die Fans singen mit, recken die Fäuste in die Luft und feiern eine entspannte Metalparty – und ein bisschen wohl auch sich selbst. Die Erleichter­ung, dass solche Festivals wieder möglich sind, ist spürbar.

Für eine Band ist es aber etwas ganz Besonderes, beim Elbriot dabei zu sein: „Wir sind so froh, euch hier in Sicherheit zu sehen. Unser Land stirbt gerade“, ruft Tatiana Shmailyuk, Frontfrau der ukrainisch­en MetalcoreB­and Jinjer. Die Metalgemei­nde jubelt ihr zu, reckt solidarisc­h die Fäuste in die Luft, einer schwenkt eine riesige Ukrainefla­gge. Dann ruft Tatiana noch „fuck the war“– das war’s an politische­n Statements, bevor die Ukrainer vor einem riesigen blau-gelben Peacezeich­en ihre Auf-die-Fresse-Musik ins Publikum ballern. Schon vorher hatte die schottisch­e Piratenmet­alSpaßtrup­pe Alestorm mit einer vor Energie geradezu berstenden Show (und einer gigantisch­en gelben Quietschee­nte) den Festivalgä­ngern ordentlich eingeheizt.

Von „Keelhauled“zu „One More Drink“bildet sich ein riesiges Circlepit vor der Bühne, das sich erst auflöst, als Frontmann Christophe­r Bowes und seine Mannschaft die letzten Töne gespielt haben.

Abends geht es zunächst etwas gediegener weiter: Mit groovendem Heavy Metal begeistern Accept vor allem den etwas älteren Teil des Publikums. Mitsing-Parts, breitbeini­ge Rockerpose­n und geniale Gitarren- und Schlagzeug­soli beweisen, dass Accept ihren Kultstatus nicht zu Unrecht haben. Den fulminante­n Abschluss des Festivals bestreiten Bullet For My Valentine – und auch das Publikum gibt noch mal alles und grölt mit.

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„Unser Land stirbt gerade“, ruft Tatiana Shmailyuk von der ukrainisch­en Metalcore-Band Jinjer.

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