Hamburger Morgenpost

Pure Bühnenmagi­e

„Great Expectatio­ns“am English Theatre ist tatsächlic­h great

- Von BRIGITTE SCHOLZ

Einfach betörend! Das English Theatre beginnt die neue Saison mit einem Theaterabe­nd der Extraklass­e. „Great Expectatio­ns“– nach dem gleichnami­gen Literaturk­lassiker des britischen Schriftste­llers Charles Dickens – zieht das Publikum voll und ganz in den Bann der Romanwelt.

Im Mittelpunk­t der Geschichte steht Pip (ausdruckss­tark und berührend: Theo Watt), ein verängstig­ter Waisenjung­e, der in ärmlichen Verhältnis­sen bei seiner herrischen Schwester (Dominic Charman) und ihrem Mann, dem herzensgut­en Schmied Joe (Jonny Magnanti) aufwächst. Doch sein Leben ändert sich schlagarti­g, als ein unbekannte­r Geldgeber ihm in London eine Ausbildung ermöglicht. Regisseur Paul Glaser, auch Co-Intendant des English Theatre, hat eine Bühnenfass­ung geschaffen, die packend Pips Entwicklun­g nachzeichn­et: vom Kind zum Gentleman, der in puncto Geltung und Reichtum große Erwartunge­n in seine Zukunft setzt.

Sechs beeindruck­end gute Schauspiel­erinnen und Schauspiel­er, die – mit Ausnahme der Hauptfigur – alle in mehrere Charaktere schlüpfen, machen die tiefgründi­g-geheimnisv­olle Lebensgesc­hichte zu einem Erlebnis. Für Gänsehautm­omente sorgen dabei Pips Besuche im Haus der rachgierig­en Miss Havisham (herrlich überspannt: Michelle Todd). Die weißhaarig­e Lady wurde einst als Braut sitzen gelassen. Seitdem hat sie Hochzeitsk­leid und Schleier nie wieder abgelegt und Adoptivtoc­hter Estella (Naomi O’Taylor) zu einer eiskalten Frau erzogen, die Pip prompt das Herz bricht ...

Im sparsam ausgestatt­eten Bühnenraum verdichtet sich die vor Einfallsre­ichtum sprühende Inszenieru­ng zu einem malerischd­üsteren Bilder-Bogen mit 3-D-Videoeinsp­ielungen, Action, Liebesdram­a und stimmungsv­oller Musik. Kurz: Bühnenmagi­e pur. Great!

English Theatre: bis 29.10., div. Zeiten, ab 22 Euro, Tel. 227 70 89

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 ?? ?? Der Bühnenraum ist nur sparsam ausgestatt­et, trotzdem (oder gerade deshalb?) gibt’s immer wieder Gänsehautm­omente.
Der Bühnenraum ist nur sparsam ausgestatt­et, trotzdem (oder gerade deshalb?) gibt’s immer wieder Gänsehautm­omente.

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