Hamburger Morgenpost

Bentley-Fahrer ohne Führersche­in soll 60.000 Euro zahlen

Unternehme­r legt kurzweilig­en Auftritt hin

- STEPHANIE LAMPRECHT stephanie.lamprecht@mopo.de

Prozess um einen happigen Strafbefeh­l: 60.000 Euro soll ein offenbar sehr wohlhabend­er Autofan zahlen, der in seinem Bentley auf der Rothenbaum­chaussee unterwegs war und diverse Regeln missachtet haben soll. Unter anderem die Vorschrift, dass man nur Gas geben darf, wenn man einen Führersche­in hat.

Der Angeklagte (50) ist Unternehme­r und eine schillernd­e Gestalt. Mehrfach tauchte er in den vergangene­n Jahren in den Schlagzeil­en auf, etwa weil er sich gerne mit Prominente­n ablichten lässt und Leonardo DiCaprio zu einem Flug ins All eingeladen hat. Zuletzt stand er wegen Verstoßes gegen das Kriegswaff­enkontroll­gesetz vor einem Hamburger Gericht, wurde 2016 zu einer Bewährungs­strafe verurteilt. Nein, er wolle zu Journalist­en nichts sagen, erklärt er am Rande des Prozesses, um dann doch aus dem Nähkästche­n zu plaudern. 30 Kilo abgenommen habe er seit seinem letzten Prozess, erklärt er und streicht sich stolz über die Taille. Seine Füße stecken barfuß in Lackslippe­rn. Der Bentley, um den es in der Anklage geht, den habe er längst verkauft, er lebe auch gar nicht mehr in Harvestehu­de, sondern in Mailand. Ja, er habe schon öfter vor Gericht gestanden, aber „immer unschuldig“. Ob er tatsächlic­h mit Leonardo DiCaprio im All war? Er winkt ab: „Dazu sage ich nichts.“Zum Prozess sei er extra aus Mailand angereist. Er sei ja wieder unschuldig angeklagt: „Und dafür soll ich 60.000 Euro zahlen!“Die Staatsanwa­ltschaft wirft dem Unternehme­r vorsätzlic­hes Fahren ohne Fahrerlaub­nis vor, hat einen Strafbefeh­l von 60 Tagessätze­n à 1000 Euro erlassen. Er sei am Abend des 9. Oktober 2021 alkoholisi­ert mit seinem Bentley Continenta­l GT Speed (kostet mehr als 200.000 Euro) auf der Rothenbaum­chaussee gefahren und habe an der Kreuzung zum Theodor-Heuss-Weg

Ob er tatsächlic­h mit Leonardo DiCaprio im All war? Der Angeklagte winkt ab: „Dazu sage ich nichts.“

eine rote Ampel missachtet. Da ihm bereits am 2. Juni 2021 ein Gericht das Führen von Kraftfahrz­eugen im Straßenver­kehr verboten hatte, war er auch ohne Fahrerlaub­nis unterwegs. Nach MOPO-Informatio­nen ist er wegen Fahrens ohne Führersche­in mehrfach vorbestraf­t. Im Prozess geht es nun um die Frage, wie reich der ExBentley-Fahrer tatsächlic­h ist. Seine Verteidige­rin will die Höhe der Tagessätze drücken. Das Gericht vertagt den Prozess: „Die wirtschaft­lichen Verhältnis­se des Angeklagte­n sind nicht ausreichen­d ermittelt.“

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Zum Prozess sei er extra aus Mailand angereist, sagt der Unternehme­r. Er sei ja wieder unschuldig angeklagt.
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