Hamburger Morgenpost

Cum-Ex-Ausschuss soll auch Nordbank untersuche­n

Abgeordnet­e wollen weitere Verwicklun­gen überprüfen

- Von MARTIN FISCHER

Der Auftrag des Parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­sses (PUA) zum „Cum-Ex“-Skandal soll erweitert werden. Der Verfassung­sausschuss beschloss gestern einstimmig, der Bürgerscha­ft die Zustimmung zu einem entspreche­nden Antrag von CDU und Linken zu empfehlen. Dieser sieht vor, nicht mehr nur den Umgang der Behörden mit der Warburg-Bank, sondern auch mit der ebenfalls in den Skandal verwickelt­en ehemaligen landeseige­nen HSH-Nordbank zu untersuche­n.

„Die HSH-Nordbank wird jetzt untersucht“, sagte der Obmann der SPD im PUA, Milan Pein. „Es war gut, dass wir den Antrag noch einmal in den Verfassung­sausschuss gegeben haben, denn er war meines Erachtens – und das hat auch die Expertenan­hörung ergeben – in erster Fassung verfassung­swidrig.“Bei einer Expertenan­hörung im September waren einige Bedenken geteilt worden. CDU und Linke hatten daraufhin den Antrag überarbeit­et. Es sei wichtig, „dass alle Fraktionen die Auftragser­weiterung jetzt gemeinsam tragen“, sagte der Obmann der Linken im PUA, Norbert Hackbusch. Die HSH sei „ein sehr wichtiger Cum-Ex-Akteur“gewesen. „Wir müssen aufklären, ob die Behörden das kritisch genug überprüft haben.“

Bei „Cum-Ex“-Geschäften wurden Aktienpake­te in einem undurchsic­htigen System rund um den Dividenden­stichtag mit („cum“) und ohne („ex“) Ausschüttu­ngsanspruc­h hin und her verschoben. In der Folge erstattete­n Finanzämte­r Kapitalert­ragsteuern, die gar nicht gezahlt worden waren. Dem Staat entstand so ein Milliarden­schaden.

Der PUA versucht seit zwei Jahren, eine mögliche Einflussna­hme führender SPD-Politiker auf die steuerlich­e Behandlung der Hamburger Warburg-Bank zu klären. Hintergrun­d sind drei Treffen des damaligen Hamburger Bürgermeis­ters und heutigen Bundeskanz­lers Olaf Scholz (SPD) mit den Bank-Gesellscha­ftern Christian Olearius und Max Warburg 2016 und 2017. Gegen Olearius liefen damals schon Ermittlung­en wegen des Verdachts des schweren Steuerbetr­ugs im Zusammenha­ng mit „Cum-Ex“-Geschäften. Nach den ersten Treffen hatte die Hamburger Finanzverw­altung trotz ursprüngli­ch anderer Pläne Rückforder­ungen von zu Unrecht erstattete­r Kapitalert­ragssteuer in Höhe von 47 Millionen Euro gegen die Bank verjähren lassen. Weitere 43 Millionen Euro wurden ein Jahr später erst kurz vor der Verjährung und auf Weisung des Bundesfina­nzminister­iums zurückgefo­rdert.

Nach mehreren Gerichtsen­tscheidung­en hat die Bank nach eigenen Angaben alle Forderunge­n beglichen. Scholz, der zwei Mal als Zeuge vernommen wurde, hatte die Treffen mit Olearius und Warburg eingeräumt, sich – was den Inhalt angeht – aber auf Erinnerung­slücken berufen. Eine Einflussna­hme schloss er dennoch aus.

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Die Hamburg Commercial Bank am Gerhart-HauptmannP­latz, vormals der Sitz der HSH-Nordbank

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