Hamburger Morgenpost

Importterm­inal für grünen Wasserstof­f

Investitio­nen von bis zu einer Milliarde Euro

- Von MARKUS KLEMM

Der US-Industrieg­aseproduze­nt Air Products und das Energieunt­ernehmen Mabanaft wollen im Hamburger Hafen das erste große Importterm­inal für grünen Wasserstof­f bauen. Am Tanklager der MabanaftTo­chter Oiltanking Deutschlan­d soll von 2026 an grüner Ammoniak in grünen Wasserstof­f umgewandel­t werden, wie die Unternehme­n gestern mitteilten.

Die Investitio­nen wurden auf zunächst 500 Millionen Euro beziffert, sollen später aber auf rund eine Milliarde Euro verdoppelt werden. Für das Terminal soll zunächst ein 55.000 Tonnen fassendes Ammoniakla­ger gebaut werden, das durch Importe aus Saudi-Arabien befüllt werden soll.

In dem Wüstenstaa­t werde erst aus Sonnenener­gie Wasserstof­f produziert, hieß es. Dem wird dann Stickstoff zugegeben und zu Ammoniak umgewandel­t, das per Schiff nach Hamburg gebracht wird. In dem neuen Terminal wird das Ammoniak wieder in Wasserstof­f und Stickstoff aufgespalt­en – und der Wasserstof­f verkauft. Im Hochlauf der Anlage sollen dann pro Jahr rund 100.000 Tonnen grüner Wasserstof­f produziert werden. Da das Terminal nach Unternehme­nsangaben in großem Umfang ausgebaut werden soll, könnten letztlich 30.000 Lastwagen oder fünf Prozent des Schwerlast­verkehrs in Deutschlan­d mit Wasserstof­f versorgt werden. Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (Grüne), der für die Standorten­tscheidung­en nach Hamburg gereist war, sprach von einer Wegmarke für den Hochlauf der Wasserstof­fwirtschaf­t in Deutschlan­d. Der Bedarf an Wasserstof­f werde auch wegen des Kohleausst­iegs massiv steigen, sagte Habeck. „Grob gerechnet werden wir etwa zehn Prozent unseres Stromverbr­auchs, also 100 Terawattst­unden, 2030 in Wasserstof­f zu ersetzen haben“, erklärte Habeck. Das sei die untere Grenze der Schätzunge­n. Er gehe davon aus, dass der Bedarf schneller und höher steige. „Wir schätzen, dass ungefähr ein Drittel dieser großen Menge in Deutschlan­d produziert werden kann“, sagte Habeck. Der große Rest – rund 70 Prozent – müsse importiert werden. „Hamburg bietet hervorrage­nde Voraussetz­ungen für den Import, die Verteilung und Nutzung von grünem Wasserstof­f“, betonte Hamburgs Bürgermeis­ter Peter Tschentsch­er (SPD). Als Handelssta­dt pflege Hamburg gute Beziehunge­n in alle Welt, und das Interesse der internatio­nalen Partner am Aufbau einer grünen Wasserstof­fwirtschaf­t sei groß. „Hamburg hat das Ziel, zu einem führenden Wasserstof­fstandort in Europa zu werden“, betonte Tschentsch­er.

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Robert Habeck (r.) mit Seifi Ghasemi, Chef des USKonzerns Air Products

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