Bezirk räumt Tauschbox für Arme ab
ST. PAULI Zwei Jahre gab es das Spendenregal, nun wurde es entfernt
Anwohner auf St. Pauli sind empört! Die Stadtreinigung hat eine Spendenbox für Bedürftige und Nachbarn entfernt. Die verteidigt sich – und die Anwohner wollen ihre Box zurück.
„Wir sind sauer und enttäuscht“, sagt Christian Oppermann (39) zur MOPO. Er ist einer der Anwohner, die die Tauschbox für Gebrauchtes am Paulinenplatz im Januar 2021 einrichteten. Fast zwei Jahre hatte sie Bestand, bis die Stadtreinigung sie am Dienstag abräumte und die Konstruktion mit Äxten zerschlug. „Unsere Mitarbeitenden fanden die Box und damit auch den umliegenden Bereich inklusive anliegendem Spielplatz fast täglich in einem sehr vermüllten Zustand vor“, so ein Sprecher der Stadtreinigung. „Die Tauschbox wurde offenbar regelmäßig als bequeme Entsorgungsmöglichkeit missbraucht.“
Für Spendenboxen dieser Art gibt es grundsätzlich keine Genehmigung. Weil die Box am Paulinenplatz gerade anfangs gut gepflegt wurde, duldeten Bezirk und Stadtreinigung sie. „Wir befürworten die Idee und heißen den Gedanken dahinter ausdrücklich gut“, sagt der Sprecher der Stadtreinigung zur MOPO. Die ständige Vermüllung habe aber die Situation am benachbarten Spielplatz verschlechtert, wo häufig Glasscherben und Spritzen gelegen hätten. Auf der Box sei keine Kontaktadresse zu finden gewesen. Der Bezirk habe die Räumung schließlich beauftragt. Für Anwohner Oppermann ist das Vorgehen absolut unverständlich. „Wir sind schockiert. Wir stehen dort zwar nicht mit unseren Namen, aber wir waren regelmäßig vor Ort“, sagt er. Kontakt hätte man zum Beispiel über einen Aushang herstellen können. Dass der Bereich in den vergangenen Wochen vermüllter gewesen sei, räumt er ein. „Wir konnten nicht so viel vor Ort sein,
weil Leute ausgefallen sind“, sagt er. „Wir hatten aber gerade sechs Freiwillige dazugewonnen und wären dem Problem nachgekommen.“Dass der Spielplatz unter der Box gelitten habe, sieht er nicht. „Der Paulinenplatz ist schon immer Anlaufpunkt für Menschen in prekären Situationen.“Die Tauschbox hätte den Platz sogar aufgewertet und sei zu einem Ort des Austausches für die Nachbarschaft geworden.
„Dass die Freebox einfach so abgerissen wurde, macht uns wahnsinnig traurig“, sagt Christian Oppermann, der als Sozialarbeiter arbeitet. „Gerade wenn man bedenkt, dass damit im Winter eine Versorgung mit warmer Kleidung für Obdachlose wegfällt.“
Jetzt will die Nachbarschaftsinitiative aus 15 Anwohnern die Freebox zurück. „Der Paulinenplatz ist hierfür der richtige Ort“, sagt Oppermann. Bezüglich der Rahmenbedingungen sei man gesprächsbereit. Zunächst sammeln die Anwohner nun Unterschriften, am Samstag um 12 Uhr gibt es vor Ort einen nachbarschaftlichen Protest.