Richter: Tat „lässt einem den Atem stocken“
URTEIL Mann und Stieftochter brutal überfallen, lange Haftstrafe verhängt
Ein alter Mann und seine Stieftochter werden im eigenen Haus brutal von zwei Fremden überfallen. Die hoffen auf etwa eine Million Euro. Unter Todesandrohung bekommen sie Geld und Wertgegenstände, viel weniger als gedacht. Nun muss einer der Männer lange ins Gefängnis.
Der Raubüberfall lasse „einem den Atem stocken“, sagte der Vorsitzende Richter am Freitag bei der Urteilsverkündung am Landgericht Hamburg. Die „gezeigte Brutalität“sei selbst für Fälle, die am Landgericht verhandelt würden, „erschütternd“. Der 23-jährige Angeklagte und sein bislang unbekannter Mittäter hätten dem 78-Jährigen nicht nur sein Geld wegnehmen wollen, sondern ihn und seine 33 Jahre alte Stieftochter gedemütigt. „Zehn Jahre und neun Monate dafür, dass Sie einen alten Mann und seine Stieftochter brutalst ausgeraubt haben“, so der Richter weiter.
Der Deutsche hatte sich vor Gericht zu den Vorwürfen des besonders schweren Raubes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung nicht geäußert. Die
Strafkammer war dennoch von der Täterschaft überzeugt. Zahlreiche Indizien wie DNA-Mischspuren am Arm der Stieftochter, die Handy-Auswertung und der Inhalt abgehörter Telefonate hätten dazu gepasst. Bei dem Überfall Mitte August 2021 waren die zwei Männer in das Haus eingedrungen, hatten den 78-Jährigen und seine Stieftochter mit einer Waffe bedroht, den Mann zu Boden geschlagen und beide in den Heizungskeller gebracht. Dort wurde der Mann von dem unbekannten Mittäter mit einer Schusswaffe auf den Kopf geschlagen und nach dem Aufbewahrungsort des Tresorschlüssels gefragt. Weil er sich zunächst nicht habe erinnern können, zählte der Mittäter des Angeklagten
lautstark die Zahlen von 10 herunter und richtete dabei seine Waffe auf den Mann. Wenig später sei diesem unter Todesangst der Ort des Schlüssels doch wieder eingefallen. In dem Tresor aber fanden die Räuber nicht die erhoffte Million, die sie im Gespräch mit dem Opfer wohl erwähnt hatten. Stattdessen lagen dort nur Münzen und Geld im Wert von etwa 300 Euro. Schließlich rafften die Täter Wertvolles aus dem Haus zusammen, darunter Smartphones und Tablets, und flüchteten. Die beiden Opfer wurden mit Krawatten gefesselt zurückgelassen. Sie konnten später über einen Nachbarn die Polizei alarmieren. Der Rentner kam mit einer stark blutenden Kopfwunde ins Krankenhaus. Beide Opfer leiden noch heute an den Folgen des Raubüberfalles. Die hohe Haftstrafe begründete der Vorsitzende Richter zudem mit dem Vorstrafenregister des 23-Jährigen. Der Angeklagte sei „einschlägig mit Raubdelikten vorbestraft“und habe bei Tatbegehung unter Führungsaufsicht gestanden, was den Strafrahmen „nach oben“katapultiert habe.