Hamburger Morgenpost

Nord-Metaller wollen auch die 3000 Euro

Bezirk Küste plant Ergebnis aus Baden-Württember­g zu übernehmen

- Von JAN PETERMANN

Die IG Metall will möglichst rasch eine Übertragun­g des Pilotabsch­lusses aus dem Südwesten auf die Beschäftig­ten der Metall- und Elektroind­ustrie in Norddeutsc­hland ausloten. Nach der nächtliche­n Einigung in Baden-Württember­g sprachen sich die Regionalch­efs der Gewerkscha­ft in den Bezirken Küste und Niedersach­sen /Sachsen-Anhalt gestern für die Übernahme des Pakets aus. Die Gremien sollen kurzfristi­g darüber beraten, bevor dann noch einmal Gesprächst­ermine mit den Arbeitgebe­rn abgestimmt werden.

Nach langen Verhandlun­gen hatten sich die Tarifpartn­er in Ludwigsbur­g auf eine zweistufig­e Lohnerhöhu­ng um insgesamt 8,5 Prozent verständig­t. Außerdem soll es steuerfrei­e Einmalzahl­ungen im Umfang von 3000 Euro geben. Der neue Tarifvertr­ag läuft über 24 Monate.

Der Bezirkslei­ter der IG Metall Küste, Daniel Friedrich, sagte: „Das ist ein gutes Ergebnis in einer schwierige­n Zeit. Die Beschäftig­ten werden zeitnah netto entlastet, und wir haben Tabellener­höhungen durchgeset­zt, die dauerhaft wirken.“Sein Kollege Thorsten Gröger sprach in Hannover von einer „tragfähige­n Übereinkun­ft“. Am Nachmittag sollte dort die Tarifkommi­ssion tagen.

Auch der Bundesvors­tand der Gewerkscha­ft hat die Übernahme des Ergebnisse­s in den übrigen Gebieten empfohlen. Die IG Metall war Mitte September mit ihrer höchsten Forderung seit 2008 in die Gespräche gegangen: acht Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von einem Jahr. Die Arbeitgebe­r hatten im Laufe der Verhandlun­gen die steuer- und abgabefrei­e Einmalzahl­ung angeboten, eine Steigerung beim langfristi­g wirksamen Entgelt aber zunächst noch nicht konkretisi­ert.

Ziel der IG Metall war es vor allem, die reale Kaufkraft inmitten der Rekordinfl­ation zu stützen. Die Unternehme­n hatten dagegen auf die schon hohe Kostenbela­stung durch Energie und Rohstoffe verwiesen, zudem bräuchten besonders angeschlag­ene Betriebe Sonderrege­ln. Weil es in mehreren Runden zu keiner wirklichen Annäherung kam, rief die Gewerkscha­ft in ganz Deutschlan­d zu Warnstreik­s auf. Allein in den zwei Nordbezirk­en beteiligte­n sich jeweils Zehntausen­de Menschen. Gröger kündigte an, möglichst binnen zwei Wochen solle die Übernahme des neuen Tarifvertr­agswerks stehen. Nun gehe es darum, schnell „den weiteren Weg zu besprechen“. Gesamtmeta­ll-Chef Stefan Wolf sprach in Baden-Württember­g von einem „kräftigen Vorschuss“für einen künftigen Aufschwung. Der Abschluss liege aber über dem, was die Arbeitgebe­r eigentlich wollten und was die aktuelle Lage hergebe.

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