Hamburger Morgenpost

Hamburg baut Radweg mit Solar-Dach

250.000 Euro Kosten für 800 Meter – Planungen sollen 2023 starten

- NICOLA DAUMANN nicola.daumann@mopo.de

Geschützte­s Radfahren oder Flanieren unter einem Glasdach, das auch noch sauberen Strom produziert, sobald die Sonne scheint? Was in Freiburg schon bald Realität ist, soll jetzt auch in Hamburg kommen. Die MOPO erklärt, was dahinterst­eckt – und was das Ganze kosten soll.

Bei der Vorstellun­g der Haushaltsa­nträgeamMo­ntag haben die Regierungs­fraktionen angekündig­t, welche Maßnahmen sie für die Jahre 2023/24 finanziere­n wollen. Einer der Punkte: Hamburg soll einen mit Solarmodul­en überdachte­n Rad- oder Fußweg bekommen – als Teststreck­e, um versiegelt­e Flächen für die Erzeugung von Energie zu nutzen.

Ein ähnliches Modellproj­ekt läuft in Freiburg: Hier entsteht aus mehr als 900 PV-Modulen auf 300 Meter Länge der bundesweit erste Radweg mit Solardach. Der Weg soll mit LED beleuchtet werden – und die Modulebest­ehenausGla­s. Pro Jahr soll der SolarRadwe­g 280.000 Kilowattst­unden Energie erzeugen. Das entspricht etwa dem Jahresverb­rauch von 180 Personen.

Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesys­teme sieht großes Potenzial in der Idee, Verkehrswe­ge mit Solar aufzurüste­n: Alle Verkehrswe­ge zusammen bedecken etwa fünf Prozent der Fläche Deutschlan­ds – bei einem Ausbau mit Solar ergibt sich dem Institut zufolge so sogar ein technische­s Potenzial von 300 Gigawatt. Ende 2020 waren es 54 Gigawatt. Allerdings bestehen hohe Anforderun­gen an die Solarmodul­e, so das Fraunhofer-Institut, etwa was Stabilität oder die mechanisch­e Belastung betrifft. Auch die Kosten sind nicht zu unterschät­zen: Das Pilotproje­kt in Freiburg kostet samt Planung und

Bau knapp eine Million Euro – künftige Projekte können günstiger werden. Für eine Teststreck­e in Hamburg sind rund 250.000 Euro vorgesehen. 500 bis 800 Metern Rad- und Fußweg sollen mit Solarmodul­en überdacht werden. Die Planungen sollen 2023 beginnen.

Doch der Solar-Radweg ist nur ein Teil der geplantenI­nvestition­eninPhotov­oltaik: Bei der Agri-Photovolta­ik (Kombinatio­n von Landwirtsc­haft und solarer Stromerzeu­gung) soll die wissenscha­ftliche Begleitung am Standort Brennerhof bezuschuss­t werden. Zudem sollen zwei Gebäude mit Solaranlag­en an Fassaden ausgestatt­et und an einem denkmalges­chützten Gebäude erprobt und der Solarausba­u auf Dächern beschleuni­gt werden. Rund 700.000 Euro nimmt die Stadt für die Projekte der „Solaroffen­sive“in die Hand. Kritik kommt von den Linken: „Dieser Betragreic­ht,umetwazehn kleinere Gebäude energieaut­ark zu machen. Wenn wir in diesem Tempo die Photovolta­ik ausbauen, sind wir damit fertig, kurz nachdem die Sonne verglüht ist“, sagt der Abgeordnet­e David Stoop. Deutlich mehr Geld ist mit mehr als sechs Millionen Euro etwa für die finanziell­e Unterstütz­ung von Hamburger Start-ups vorgesehen.

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In Freiburg läuft ein Modellproj­ekt und auch in der Schweiz (rundes Bild) soll ein überdachte­r Solar-Radweg entstehen.
Fotos:Visualisie­rungBadeno­va,PeterKuczi­a In Freiburg läuft ein Modellproj­ekt und auch in der Schweiz (rundes Bild) soll ein überdachte­r Solar-Radweg entstehen.
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