Hamburg baut Radweg mit Solar-Dach
250.000 Euro Kosten für 800 Meter – Planungen sollen 2023 starten
Geschütztes Radfahren oder Flanieren unter einem Glasdach, das auch noch sauberen Strom produziert, sobald die Sonne scheint? Was in Freiburg schon bald Realität ist, soll jetzt auch in Hamburg kommen. Die MOPO erklärt, was dahintersteckt – und was das Ganze kosten soll.
Bei der Vorstellung der HaushaltsanträgeamMontag haben die Regierungsfraktionen angekündigt, welche Maßnahmen sie für die Jahre 2023/24 finanzieren wollen. Einer der Punkte: Hamburg soll einen mit Solarmodulen überdachten Rad- oder Fußweg bekommen – als Teststrecke, um versiegelte Flächen für die Erzeugung von Energie zu nutzen.
Ein ähnliches Modellprojekt läuft in Freiburg: Hier entsteht aus mehr als 900 PV-Modulen auf 300 Meter Länge der bundesweit erste Radweg mit Solardach. Der Weg soll mit LED beleuchtet werden – und die ModulebestehenausGlas. Pro Jahr soll der SolarRadweg 280.000 Kilowattstunden Energie erzeugen. Das entspricht etwa dem Jahresverbrauch von 180 Personen.
Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme sieht großes Potenzial in der Idee, Verkehrswege mit Solar aufzurüsten: Alle Verkehrswege zusammen bedecken etwa fünf Prozent der Fläche Deutschlands – bei einem Ausbau mit Solar ergibt sich dem Institut zufolge so sogar ein technisches Potenzial von 300 Gigawatt. Ende 2020 waren es 54 Gigawatt. Allerdings bestehen hohe Anforderungen an die Solarmodule, so das Fraunhofer-Institut, etwa was Stabilität oder die mechanische Belastung betrifft. Auch die Kosten sind nicht zu unterschätzen: Das Pilotprojekt in Freiburg kostet samt Planung und
Bau knapp eine Million Euro – künftige Projekte können günstiger werden. Für eine Teststrecke in Hamburg sind rund 250.000 Euro vorgesehen. 500 bis 800 Metern Rad- und Fußweg sollen mit Solarmodulen überdacht werden. Die Planungen sollen 2023 beginnen.
Doch der Solar-Radweg ist nur ein Teil der geplantenInvestitioneninPhotovoltaik: Bei der Agri-Photovoltaik (Kombination von Landwirtschaft und solarer Stromerzeugung) soll die wissenschaftliche Begleitung am Standort Brennerhof bezuschusst werden. Zudem sollen zwei Gebäude mit Solaranlagen an Fassaden ausgestattet und an einem denkmalgeschützten Gebäude erprobt und der Solarausbau auf Dächern beschleunigt werden. Rund 700.000 Euro nimmt die Stadt für die Projekte der „Solaroffensive“in die Hand. Kritik kommt von den Linken: „Dieser Betragreicht,umetwazehn kleinere Gebäude energieautark zu machen. Wenn wir in diesem Tempo die Photovoltaik ausbauen, sind wir damit fertig, kurz nachdem die Sonne verglüht ist“, sagt der Abgeordnete David Stoop. Deutlich mehr Geld ist mit mehr als sechs Millionen Euro etwa für die finanzielle Unterstützung von Hamburger Start-ups vorgesehen.