Haft für Londoner Klima-Aktivisten
Trotzdem bereuen sie ihre Klebe-Aktion nicht
LONDON – Seit Wochen kleben sich Klimaaktivisten immer wieder an Kunstwerken fest oder bewerfen sie mit Tomatensuppe und Kartoffelbrei. Gegen zwei Aktivisten aus London sind nun – aufgrund ihres radikalen Protestes – Haftstrafen verhängt worden. In Deutschland plädiert die Polizeigewerkschaft für eine bundesweite Vorbeugehaft nach bayrischem Vorbild.
Ende Juni hatten sich Aktivisten der britischen Umweltschutz-Gruppe „Just Stop Oil“in der Courtauld Gallery am Rahmen des Gemäldes „Blühende Pfirsichbäume“von Vincent van Gogh festgeklebt. Der Schaden: knapp 2000 Pfund (2300 Euro). Deshalb muss Aktivist Louis McKechnie für drei Wochen in Haft, Mitstreiterin Emily Brocklebank erhielt die gleiche Strafe – allerdings für sechs Monate auf Bewährung ausgesetzt. Dies entschied gestern ein Gericht in London. Trotz Strafe: Brocklebank bereut die Aktion nicht. Sie sei sicher, dass der Besitzer des Gemäldes dem Protest zugestimmt hätte. „Jeder gute Mensch würde dem Versuch zustimmen, das Leben auf der Erde zu erhalten.“Sie habe keinen großen Schaden angerichtet: „Kleber geht wieder ab.“
Die Aktion von „Just Stop Oil“in der Londoner National Gallery, wo zwei junge Frauen Tomatensuppe in Richtung des berühmten Werks „Sonnenblumen“von van Gogh geworfen haben, gilt als Initialzündung für ähnliche Aktionen von Umweltaktivisten überall auf der Welt. Den beiden Frauen aus London wird am 13. Dezember wegen Sachbeschädigung der Prozess gemacht. Auch in Den Haag gab es bereits einen Richterspruch: Drei Männer wurden wegen einer Attacke auf das Johannes-Vermeer-Gemälde „Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge“zu zwei Monaten Haft – davon einer auf Bewährung – verurteilt. In Deutschland tobt nach wie vor die Debatte über härtere Strafen für Klimaaktivisten. Justizminister Marco Buschmann (FDP) hatte zuletzt angekündigt, Strafverschärfungen prüfen zu lassen.
Bayern verhängte mehrfach die sogenannte Vorbeugehaft. Damit können in Bayern Bürger bis zu zwei Monate festgehalten werden, um eine schwere Ordnungswidrigkeit oder eine Straftat zu verhindern. Laut Gewerkschaft der Polizei (GdP) eine gute Idee für den Bund.