Hamburger erstaunlich gesund — aber sie haben ein Drogenproblem
Wo sind die Menschen am häufigsten krank? Die Barmer hat bundesweit Daten ausgewertet
Hamburg ist das gesündeste Bundesland, das geht aus einer aktuellen Analyse von Versichertendaten der Barmer Krankenkasse hervor. Allerdings greifen die Hamburger auch öfter zu Drogen und Alkohol als der Rest der Bundesrepublik. Welche Branchen und Altersgruppen besonders betroffen sind und welches Krankheitsbild in der Stadt außerdem weit verbreitet ist, zeigt die Analyse ebenfalls.
Die Krankheitslast in der Stadt liegt laut der Analyse 13 Prozent niedriger als im Bundesdurchschnitt, damit ist Hamburg das gesündeste Bundesland. Zu den möglichen Gründen sagt Susanne Klein, Landesgeschäftsführerin der Barmer: „Hamburg ist ein eher junges Bundesland mit einem hohen Lebensstandard.“Die Hamburger:innen haben auch die gesündesten Herzen: In der Hansestadt gibt es 24 Prozent weniger Herzerkrankungen als im Bundesdurchschnitt. Erfreulich ist zudem, dass die Hamburger:innen seltener von chronischen Schmerzen und Migräne betroffen sind. Doch es gibt auch Krankheiten, die deutlich häufiger auftreten: Der
Anteil der Drogen- und Alkoholabhängigen in Hamburg liegt mit rund 22 Betroffenen je 1000 Einwohner:innen entsprechend 18 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Die Bundesländer mit dem höchsten Anteil an Drogenund Alkoholabhängigen befinden sich laut der Barmer Krankenkasse übrigens alle im Norden. Bremen ist Spitzenreiter mit einer Rate von 42 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Dicht dahinter folgt MecklenburgVorpommern mit 38 Prozent. Hamburger Männer sind von Drogenund Alkoholmissbrauch laut der Statistik häufiger betroffen als Frauen. In der Verteilung nach Altersgruppen fällt auf, dass jüngere Hamburger:innen deutlich seltener zu Drogen und Alkohol greifen als Ältere. In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen sind etwa zehn von 1000 Einwohner:innen betroffen. Bei den 60- bis 69-Jährigen ist dieRateamhöchsten–rund 43 Betroffene pro 1000 Einwohner:innen. Ab 70 Jahren nimmt der Anteil wieder ab. Auch der soziale Status hat einen Einfluss: Die Krankheit trifft öfter niedrigere Einkommensgruppen und Sozialhilfeempfänger. Die Rate liegt bei ihnen fast zwölf Mal höher als bei Arbeitnehmern. Wirft man einen Blick auf die Berufsbranchen, finden sich im Baugewerbe, im verarbeitenden Gewerbe und im Gastgewerbe die meisten Betroffenen.
Die niedrigste Rate beim Alkohol- und Drogenmissbrauch hat die Branche „Erziehung und Unterricht“. Hier ist jedoch ein anderes Krankheitsbild laut der Statistik besonders weit verbreitet – die Essstörung. Diese ist auch verstärkt im Gesundheits- und Sozialwesen sowie in der öffentlichen Verwaltung zu finden. Insgesamt ist Hamburg das Bundesland mit dem höchsten Anteil an Essgestörten. Die Hansestadt liegt 45 Prozent über dem Bundesdurchschnitt.
Dem „Morbiditäts- und Sozialatlas“des Barmer-Instituts für Gesundheitssystemforschung liegen die Daten der Barmer-Versicherten zugrunde, die dann unter Einbeziehung demografischer Faktoren auf die Gesamtbevölkerung in Deutschland hochgerechnet wurden.
In Hamburg hat die Barmer etwa 175.000 Versicherte, bundesweit sind es acht Millionen. Aufgrund der kleinen Stichprobe konnten die Daten nicht zusätzlich nach Bezirken oder Stadtteilen analysiert werden. Erfasst wurden bisher die Jahre 2018 bis 2020. Eine kontinuierliche Fortführung sei geplant.