Hamburger Morgenpost

Deutschlan­d boykottier­t die zweite Halbzeit 1:2

Völlig unnötig! DFB-Team vergeigt WM-Auftakt. Nun droht schon am Sonntag das Blitz-Aus gegen Spanien

- AUS KATAR BERICHTET MANUEL BONKE redaktion-sport@mopo.de

Die WM hat für das DFBTeam gerade erst begonnen, da könnte sie auch zügig wieder vorbei sein. 1:2 (1:0) gegen Japan, eine völlig unnötige Auftakt-Klatsche, die Bundestrai­ner Hansi Flick und seine Stars in große Nöte bringt. Bei einer Niederlage am Sonntag gegen Spanien könnte schon alles vorbei sein.

Als der Schlusspfi­ff im Khalifa Internatio­nal Stadium ertönte, fuhr ihnen der Frust so richtig in die Glieder. Fassungslo­sigkeit bei den deutschen Kickern, denn diese Pleite zeichnete sich 75 Minuten lang überhaupt nicht ab. „Das ist brutal enttäusche­nd“, erklärte Flick. Deutschlan­d unterliegt Japan. Im ersten Spiel nach den Querelen um die „One Love“-Binde, die von der FIFA verboten wurde. Nicht wenige deutsche Fans forderten da die Abreise und den WM-Boykott des DFBTeams. Stattdesse­n blieben sie in Katar. Und boykottier­tengegenJa­pandiezwei­te Halbzeit ...

Zur Pause sprach noch nichts dafür, dass Deutschlan­d dieses Spiel würde verlieren können. Anders als bei den letzten beiden Turnieren standen die Zeichen beim Auftakt auf Sieg. Bei der WM 2018 hatte es zunächst ein 0:1 gegen Mexiko gegeben, bei der EM im Vorjahr eine Pleite gegen Frankreich mit demselben Ergebnis. Das sollte diesmal nicht passieren.

Gute 20 Minuten dauerte es, ehe Flicks Team besser in Fahrt kam. Bis dahin hatten sie Glück, dass die quirligen Japaner nicht in Führung gingen. Maeda traf, stand aber im Abseits (8.). Rüdiger (17./per Kopf), Kimmich (21.) und Gündogan (29.) eröffneten den Reigen an deutschen Chancen. Doch es musste ein Strafstoß herhalten, um endlich jubeln zu können. Raum wurde von

Japans Keeper Gonda zu Fall gebracht, Gündogan verwandelt­e sicher vom Punkt – das 1:0 (33.).

Alles in Butter soweit. Das große Problem: Die DFB-Kicker versäumten es, ihre Führung nach der Pause auszubauen. Gnabrys Schuss touchierte die Latte (47.), Musiala krönte sein starkes Solo nicht (51.), Gündogan traf den Pfosten (60.). Dann scheiterte Gnabry zweimal binnen Sekunden an Gonda (70.). Nichts, wirklich gar nichts deutete zu diesem Zeitpunkt darauf hin, dass Deutschlan­d noch verlieren könnte.

Doch sie taten es. Weil die Defensive, in der Flick etwas überrasche­nd Süle rechts den Vorzug vor Kehrer gab,

unterm Strich ein wackliges Gebilde blieb. Neuer klärte zwar überragend gegen Ito (73.), drei Minuten später aber war er machtlos, als der Freiburger Doan zum Ausgleich traf (76.). Schon das war bitter. Aber nichts im Vergleich zu der kalten Dusche, die noch folgen sollte. Und wieder wurde Deutschlan­d ein Opfer japanische­r Bundesliga-Legionäre. Der Gladbacher Itakura bediente per Freistoß Bochums Asano, Schlotterb­eck kam nicht in den Zweikampf und der Schuss des Japaners landete im kurzen Eck – 1:2 (83.).

Der Rest war ein deutsches Anrennen ohne Erfolg. Nach mehr als acht Minuten

Nachspielz­eit war die dritte deutsche TurftaktFo­lge nier-Au pleite in dann besiegelt. Nun droht wie 2018 das schnelle Aus nach der Vorrunde. Gemessen an den Ansprüchen des DFB-Teams, das als Zielvorgab­e den Titelgewin­n nannte, käme das einer sportliche­n Katastroph­e gleich.

„Wir werden keine schöne Heimreise haben, weil jeder das im Kopf hat und sich ärgern wird", sagte Flick vor der Rückkehr ins Teamquarti­er. „Trotzdem muss man nach vorne blicken. Wir haben zwei Spiele, sechs Punkte sind zu vergeben, daran arbeiten wir.“Dennoch: Vom WM-Titel spricht im deutschen Lager niemand mehr. Stattdesse­n müssen Flick und sein Team höllisch aufpassen, nicht schon daheim zu sein, wenn es in Katar richtig um die Wurst geht.

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Der erste Tiefschlag für das DFB-Team: Ritsu Doan (Nr. 8) trifft zum Ausgleich, während Keeper Manuel Neuer noch dabei ist, seine Arme zu sortieren.
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Nicht zu fassen: Auch Jamal Musiala verpasste es, die deutsche Führung frühzeitig auszubauen.
Der deutsche Knockout: Nico Schlotterb­eck (M.) verpasst es, Takuma Asano entscheide­nd zu stören. Auch Neuer kann nichts mehr retten. Nicht zu fassen: Auch Jamal Musiala verpasste es, die deutsche Führung frühzeitig auszubauen.
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